Die Bundesliga in Bayern (13. Spieltag)
7 Partien, 7 Punkte. Als einziger Bundesligaspieler mit einer 100-prozentigen Bilanz war Bennet Hagner von der OSG Baden-Baden längst eine der Hauptfiguren der laufenden Bundesligasaison. Zum Auftakt des dreitägigen Saisonfinales in Deggendorf hat der 17-Jährige nach einem Remis gegen Alexander Graf jetzt eine GM-Norm so gut wie sicher. Ihm fehlt in dieser Saison noch eine Bundesligapartie, Ergebnis egal. Und diese Partie wird er bekommen, wahrscheinlich schon am Samstag. Die Baden-Badener, ein feiner Zug, haben ihn schließlich fürs Deggendorfer Aufgebot nominiert, damit er seine überragende Saison mit einer Norm krönen kann.

An 92 Brettern wird an diesem Wochenende in Deggendorf Schach gespielt, die ersten gemeinsamen Runden mit der Frauenbundesliga seit 6 Jahren. Während sich am Freitag in der Bundesligahälfte des Saals eine reine Männergesellschaft an den Brettern einfand, sitzen in der Frauenbundesligahälfte einige der rekordverdächtigen sieben Spielerinnen, die in dieser Saison zu Bundesligaeinsätzen gekommen sind. Eine von denen hat ebenfalls zwei Spieltage vor Saisonende eine Norm geschafft (ohne Gewähr): Svenja Butenandt vom FC Bayern München dürfte ihr Remis gegen Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk die zweite WIM-Norm beschert haben.

Arjun Erigaisi (Düsseldorf, rechts), Nummer 4 der Welt, und sein Gegner Max Warmerdam (Solingen) hatten kein Auge für die Tracht der Besucher am ersten von drei Tagen des großen Bundesliga-Saisonfinales. | Foto: Conrad Schormann
Sein 100-jähriges Jubiläum hat der SV Deggendorf zum Anlass genommen, Bundesligisten und Frauenbundesligisten zum Abschluss der Saison an die Donau einzuladen. Johannes Grabmeier, Vorsitzender des SV Deggendorf, arbeitete in seiner Ansprache vor Rundenbeginn eine lange Liste von Helfern, Partnern und Sponsoren ab, ohne deren Unterstützung eine solche Mammutveranstaltung nicht möglich gewesen wäre. Dem schloss sich DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach an, dankte in die Runde und gratulierte den Gastgebern zum Jubiläum.

Auch der Deggendorfer Landrat Bernd Sibler ist dankbar – dem heimischen Schachclub nämlich, dass er diesen weltweit beachteten Gipfel des Schachsports in seinen Landkreis geholt hat. Schach vermittelt nach Auffassung Siblers eine Fähigkeit, die zu erwerben für junge Menschen wichtiger ist denn je: konzentriert an einer Sache zu arbeiten. “Perspektive, Strategie, Weitblick können wir in unserer Gesellschaft und in der Politik gebrauchen”, sagt Sibler. Wer Schach spielt, sei damit ausgestattet.

Der Weitblick von Deggendorfs Teamchef Andreas Kraus reicht bequem über die letzten drei Spieltage der Saison. Kraus erfreut sich an der Kuriosität, zum Saisonende nacheinander gegen die drei auch in der Fußballbundesliga vertretenen Clubs anzutreten. Für die Perspektive Klassenerhalt hat Kraus die Strategie ausgearbeitet, eines dieser drei Matches zu gewinnen. “Das müsste dann eigentlich reichen.”

Gegen den vermeintlich leichtesten der drei Gegner, den auf einem Abstiegsrang stehenden FC Bayern, reichte es nicht zum ersehnten Sieg. Nicht wie ein Vier-Punkte-Match gegen den Abstieg sah es anfangs aus, eher wie freundschaftlicher Vergleich ohne sportliche Bedeutung. Es wurde nicht gekratzt und gebissen, stattdessen einander bei vollem Brett die Hand gereicht. 2,5:2,5 stand es nach fünf Punkteteilungen, und die Bayern drückten an zwei der drei verbliebenen Bretter auf den vollen Punkt – erfolgreich. Nun stehen dem auf Abstiegsrang 14 abgerutschten Gastgeber vor heimischem Publikum zwei Zitterpartien um den Klassenerhalt bevor.


Bundesliga-Chef Markus Schäfer wusste nichts von der kommenden innerbayerischen Kurzremisserie, als er vor Anpfiff dem Publikum und den geneigten Ehrengästen erklärte, hier werde jeden Tag an 92 Brettern gekämpft und gearbeitet. IM Schäfer ging mit gutem Beispiel voran. Nach seiner Ansprache begab er sich sogleich ans achte Solinger Brett, wo er bis in die fünfte Stunde in einem Turmendspiel Großmeister Victor Bologan bearbeitete. Weder vermochte er seine Null zu verhindern noch die Solinger Niederlage gegen den Düsseldorfer SK, der damit nach Einschätzung von Teamchef Jan Werner den wichtigsten der an diesem Wochenende zu gehenden Schritte zum Meistertitel erfolgreich absolviert hat.

Während an der Tabellenspitze die Frage zu klären ist, wer hinter Düsseldorf Vizemeister wird (Viernheim oder Baden-Baden), ist die Abstiegsfrage offen. Schlechte Karten hat Mülheim-Nord. Gegen die oft friedfertig gestimmte Equipe des SK Kirchweyhe erkämpfte sich der Traditionsclub aus dem Pott ein 4:4 (acht Remisen), aber verharrt damit auf Abstiegsplatz 15. Nun müssen die Mülheimer entweder gegen Baden-Baden oder gegen Deizisau punkten.

Schlechte Karten haben auch die Schachfreunde Bad Mergentheim. Ihnen bleibt im Match gegen den Hamburger SK nur noch eine Gelegenheit, den bisherigen sieben Mannschaftspunkten einen oder zwei weitere hinzuzufügen.
Trotzdem: Auch Heimbach, Deggendorf, der FC Bayern und nicht einmal der SK Kirchweyhe sind nicht gerettet. Es bleibt spannend.
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