Sindarov gewinnt nicht, Düsseldorf trotzdem (10. Spieltag)
Javokhir Sindarov hat nicht gewonnen. Am 10. Spieltag der Schachbundesliga beendete Linus Johansson vom FC Bayern München die 100-Prozent-Serie des Usbeken in Düsseldorfer Diensten. Zwar war Sindarov mit einem Plus von 300 Elo, Läuferpaar und etwas aktiverem Spiel fast die ganze Partie über am Drücker, aber nach 66 Zügen hatte der Schwede in Münchner Diensten die Partie gegen den Favoriten in den Remishafen gesteuert.

Javokhir Sindarov, jetzt mit 8,5/9 und als einziger Bundesligaspieler mit einer Saisonperformance von über 2900. | Foto: Andreas Krauß/SV Deggendorf
Peter Heine Nielsen (St. Pauli) hat auch nicht gewonnen, anders als sein Freund und langjähriger Wegbegleiter Laurent Fressinet (SV Werder Bremen). Die besondere Beziehung dieser beiden haben wir gestern im Bericht zum 9. Spieltag beleuchtet. Nun legt Nielsen Wert auf die Feststellung, dass Fressinet an diesem Wochenende zwar 1,5/2 gegen Spieler geholt hat, gegen die er nur 1/2 erzielte, aber dass zwei Partien zu wenig seien, um daraus Schlüsse zu ziehen.

Frederik Svane (Hamburger SK) hat auch nicht gewonnen. Nach seinem gestrigen Sieg über die deutsche Nummer eins Vincent Keymer (OSG Baden-Baden) bekam er es am Sonntag mit der deutschen Nummer drei zu tun, Dmitrij Kollars (SF Deizisau). Im Duell der Nationalspieler zeigte Kollars, dass die Preußische Partie auch mit dem alten 8.Le2 noch eine Waffe für Weiß sein kann. Der Bremer in Deizisauer Diensten behauptete seinen Mehrbauern und gewann damit im Endspiel die Partie - Keymerbesiegerbesieger.

Gewonnen hat, natürlich, der Düsseldorfer SK. Im kurzfristig angemieteten, eher nicht geräumigen Ersatzspiellokal des FC Bayern, von Düsseldorfs Teamchef Jan Werner „Aquarium“ getauft, versuchten die Gastgeber gar nicht erst, in möglichst starker Besetzung eine Überraschung zu schaffen. Obwohl sich doch der online als „BigFish1995“ spielende Vladimir Fedoseev im Aquarium wie ein BigFish im Wasser fühlen sollte, wie am Samstag ein Internet-Witzbold feststellte, fehlte er am Sonntag ebenso wie vier weitere Spieler aus den Top 8 der Münchner.
Statt GM Fedoseev (Elo 2724) spielte dessen Fast-Namensvetter IM Fedorovsky (Elo 2398) – und wie! Mit Schwarz gegen Jorden van Foreest (Elo 2696) gelang ihm der einzige Sieg. Der Münchner profitierte von einem Verrechner des Niederländers, der zur Folge hatte, dass ihm eine Figur abhandenkam. Düsseldorf gewann 5,5:2,5.

Gewonnen hat auch der Deutsche Meister SC Viernheim: 6,5:1,5 gegen USV TU Dresden und ein Sprung von Platz 5 auf Platz 2 nach diesem Doppelspieltag. Mehr und mehr glättet sich im Saisonverlauf die durch den Kieler Rückzug verzerrte Tabelle. Nach dem zehnten Spieltag zeigt sie ganz vorne nun erstmals eine plausible Hackordnung: Düsseldorf vor Viernheim, Baden-Baden und Deizisau.
Aus eigener Kraft können die Verfolger die Düsseldorfer nicht ein- bzw. überholen. Nur wenn es am 11. bis 14. Spieltag Dresden, Bad Mergentheim, Solingen oder Heimbach-Weis/Neuwied gelingt, dem Tabellenführer Punkte abzuknöpfen, kann es am 15. Spieltag zwischen Düsseldorf und Viernheim zu einem Endspiel um die Meisterschaft kommen. Andernfalls steht Düsseldorf schon vorher als Meister fest.

Am anderen Ende der Tabelle zeichnet sich ein spannendes Saisonfinale darum ab, wer die Klasse halten kann. Die Schachfreunde Bad Mergentheim haben sich am 10. Spieltag einen enorm wichtigen Sieg im Vier-Punkte-Match gegen Tabellennachbarn SC Heimbach gesichert. Dank Siegen des tschechischen Duos Jachym Nemec und Jakub Kusa triumphierte Bad Mergentheim 5:3.

Für den SV Deggendorf war der 4,5:3,5-Sieg über die in dieser Saison ungewohnt wackelige SG Solingen nicht minder wichtig. Diesmal wackelte Pentala Harikrishna (Elo 2695), der sich vom jungen ungarischen Großmeister Gleb Dudin (Elo 2528) ein verlorenes Endspiel andrehen ließ.

Am gefährdetsten ist nach einer 2,5:5,5-Niederlage in Bremen der SV Mülheim-Nord, der mit vier Punkten die rote Laterne trägt und zudem ein schwierigeres Restprogramm (Viernheim, Baden-Baden, Deizisau) absolvieren muss als die meisten Konkurrenten. Aber noch ist der Abstand überschaubar.
Vor den Mülheimern rangiert ein Quartett mit sechs Punkten. Davor ein weiteres Quartett von Teams mit sieben bzw. acht Punkten. Nach dem zehnten Spieltag spielt die halbe Liga gegen den Abstieg. Nicht einmal Bundesliga-Dino Hamburger SK, Rang sieben mit acht Punkten, kann sich sicher fühlen.
Alle Ergebnisse des 10. Spieltags:
Ausgewählte Stellungen des 10. Spieltags:


