Baden-Baden besiegt die Bayern - jetzt auf Platz drei
Von Walter Siemon
Die Wochenendbilanz der OSG Baden-Baden in der Schachbundesliga: Beide Münchener Vereine besiegt, auf Platz drei aufgerückt. Für Baden-Badener war es aus der Nähe zu besichtigen, am Austragungsort Ötigheim.
Auf geht's: Beginn des Vergleichs zwischen der OSG Baden-Baden und der Münchner Schachakademie. | Foto: Sven Noppes
Die Münchener Schachakademie MSA Zugzwang war das erste Oktett aus München, das sich den OSG-Großmeistern entgegenstellte, und an sechs von acht Brettern hielten die «Akademiker» Stand. Auf dem Papier war bei den Paarungen ein Klassenunterschied dokumentiert, durchschnittlich fast zweihundert Elo-Punkte mehr für die OSG-Cracks. Aber es zeigte sich wieder einmal: Schachspielen können sie alle. Und so kamen Maxime Vachier-Lagrave, Vincent Keymer, Nikita Vitiugov, Radoslaw Wojtaszek, Rustam Kasimdzhanov und Michael Adams überraschenderweise nicht über Remisschlüsse hinaus. Und da war es noch Glück, dass sich Nikita Vitiugov aus einer klaren Verluststellung gegen den krassen Außenseiter Valentin Baidetskyi herauswinden konnte.
Aber es ist einer der Trümpfe des Rekordmeisters und Seriensiegers OSG Baden-Baden: Der durchgehend hochklassige Personalfundus durch das gesamte Team hindurch, bis zum letzten Brett. Zunächst Sergei Movsesian an Brett acht, mit einer genau berechneten Gewinnführung nach Figurenopfer, und schließlich, mit viel mutigem Risiko, aber durchsetzungsstark: Arkadij Naiditsch am siebenten Brett– sie beide waren es, die den Endstand von 5:3 sicherten.
Wesentlich klarer verlief am Folgetag der Kampf gegen den FC Bayern München, deutscher Meister auch zu Zeiten eines Vereinspräsidenten Franz Beckenbauer (1994, davor und danach insgesamt neunmal): Die Kurstädter an der Oos, nach bisher 17 deutschen Meisterschaften volkstümlich auch das «Bayern München des Schachs» genannt, siegten 6,5:1,5.
Vorne alles dichthalten und hintenraus punkten, so könnte man den Spielverlauf lesen: Maxime Vachier-Lagrave, Vincent Keymer und Radoslaw Wojtaszek remisierten, während die letzten vier Bretter, Rustam Kasimdzhanov, Michael Adams, Arkadij Naiditsch und Sergei Movsesian voll punkteten, Arkadij Naiditsch zum vierten Mal in seinem vierten Einsatz in dieser Saison. Den Clou aber lieferte Nikita Vitiugov am dritten Brett: Er hatte die Ehre, seine Partie als allerletzte des gesamten Schachbundeliga-Wochenendes nach über sieben Stunden geduldigsten Manövrierens und 115 Zügen siegreich für die OSG zu beenden.
Der Abstand zu den beiden führenden Teams, SC Viernheim und Schachfreunde Deizisau, beträgt nach wie vor ein Mannschaftspunkt, gegenüber Viernheim zusätzlich drei Brettpunkte, aber die beiden Spitzenreiter müssen noch gegeneinander antreten. Und in den direkten Begegnungen erhält die OSG Baden-Baden noch die Gelegenheit, auf die Überholspur zu wechseln.