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Düsseldorf Meister, Bad Mergentheim und Mülheim steigen ab, Rosenstein hört auf

Zum Abschluss der Saison ließ der neue Meister Düsseldorfer SK doch einen Punkt. 4:4 trennten sich die 2700er-Riegen aus Düsseldorf und Viernheim. Damit steht fest: Düsseldorf ist mit 29:1 Punkten Meister, gefolgt von Viernheim und Baden-Baden mit jeweils 24:4 Punkten. Dank der besseren Brettpunkte ist Viernheim Vizemeister, Baden-Baden Dritter.

Die Schachfreunde Bad Mergentheim und der SV Mülheim-Nord steigen ab. Mit jeweils sieben Zählern belegen sie die Ränge 14 und 15. 

Jan Werner, Präsident und Teamchef des Düsseldorfer SK, und Wesley So mit dem Meisterpokal, auf den nun zum ersten Mal "Düsseldorf" graviert wird. | Foto: Conrad Schormann

Die Düsseldorfer werden diesen Meistertitel in der kommenden Saison voraussichtlich nicht verteidigen. Im Gespräch mit schachbundesliga.de bestätigte DSK-Sponsor Wadim Rosenstein, dass er sein finanzielles Engagement in Düsseldorf deutlich zurückschrauben wird. "Unser Ziel war, einmal Meister zu werden, und das haben wir erreicht", sagt Rosenstein. 

Als Förderer bleibt er dem Düsseldorfer SK erhalten, wenngleich in deutlich geringerem Umfang, und, die gute Nachricht, der Düsseldorfer SK bleibt der Schachbundesliga erhalten. Die mit einem Titel gekrönte Saison 2024/25 habe im Verein Begeisterung ausgelöst, sagt Teamchef und Vereinsvorsitzender Jan Werner. Nun steht er vor der Aufgabe, mit deutlich geringeren Mitteln ein bundesligataugliches Team zu formen. Werner hofft, dass der Meistertitel hilft, neue Unterstützer zu finden.

Um die tausend Zuschauer haben während des dreitägigen Bundesligafinales in den Stadthallen Deggendorf die Partien verfolgt und die Besten des Sports aus nächster Nähe erlebt, insbesondere die deutsche Nummer eins Vincent Keymer, Anführer der Equipe aus Baden-Baden, dessen Brett stets dicht umlagert war. 

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Vincent Keymer gegen David Navara, der umlagerte Vergleich am ersten Brett des Kampfes zwischen Baden-Baden und Mülheim-Nord. | Foto: Rupert Helbig/SC Viernheim

Organisationschef Johannes Grabmeier freute sich über die Dankesworte von Schachbundesliga-Präsident Markus Schäfer sowie DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach - und über zwei sportliche Erfolge. Nicht nur gelang den Deggendorfern am letzten Spieltag ein Sieg über St. Pauli. Dazu kam ein Triumph bei der parallel ausgetragenen niederbayerischen Einzelmeisterschaft, die der Deggendorfer Ludwig Bielmeier für sich entschied.

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Fünf Stunden Spitzenschach, da braucht auch die engagierteste Zuschauerin mal eine Pause. Geeignete Pausenlektüre hatte sie mitgebracht. | Foto: Rupert Helbig/SC Viernheim

Es zeigte sich in Deggendorf einmal mehr, dass Schach als Zuschauersport funktioniert und noch dazu erhebliche mediale Resonanz auszulösen vermag, wenn es in ein Ereignis eingebettet ist und Stars des Sports zumindest zu erwarten sind. Noch besser funktioniert es freilich im Internet. Zehntausende verfolgten die drei Live-Streams. Katharina Reinecke kommentierte auf Englisch, Jan Gustafsson auf Deutsch. Dazu kam der "offizielle" Stream mit Ilja Zaragatski und Angelika Valkova, die im Foyer fürs Publikum vor Ort sowie für die Zuschauenden im Internet kommentierten. 

Nach einem besonderen Moment dieser drei Schachtage befragt, musste Zaragatski nicht lange nachdenken: der Auftritt von Shakahriyar Mamedyarov, der am Freitag seinen Glanzsieg vorführte, sei zu einer "Masterclass" geraten. "Da habe ich mich einfach zurückgelehnt und genossen", sagt Zaragatski.

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Gegen Wesley So kam "Big Shakh" am Sonntag unter die Räder. | Foto: Christian Hoffmann/SC Viernheim

Im Gipfeltreffen zwischen Düsseldorf und Viernheim ging es nicht mehr um den Titel, aber, und das war allen Beteiligten anzumerken, um eine Menge Prestige - auch für eine an diesem Duell nicht beteiligte Mannschaft. Die Verantwortlichen des Serienmeisters OSG Baden-Baden spekulierten auf einen Düsseldorfer Sieg, der ihnen die Vizemeisterschaft beschert hätte.

Die Düsseldorfer Mannschaft für dieses Duell hatte sich buchstäblich allein aufgestellt. "Unsere Spitzenspieler sind ja etwa gleichwertig", erklärt Werner. Da immer alle spielen wollten, aber nur acht können, sei der Beschluss gefallen, diejenigen acht zu nomineren, die sich im DSK-Chat zuerst für den Deggendorfer Bundesligagipfel melden. 

Wäre allerdings am Freitag oder Samstag etwas schiefgegangen, hätte am Sonntag gegen Viernheim noch die Meisterschaft auf dem Spiel gestanden, Rosenstein war bereit nachzurüsten. Ian Nepomniachtchi und Yu Yangyi, Nummer 9 und 28 der Welt, hätten laut Rosenstein spontan einfliegen können. Aber das war nicht nötig, und Düsseldorf gegen Viernheim auch so nominell leichter Favorit.

Nach Siegen von Wesley So hier und Dennis Wagner dort stand es 3:3 und der Kampf Spitz auf Knopf. Während Parham Maghsoodlos Kompensation für den Minusbauern in einer wilden Stellung gegen Anish Giri zweifelhaft erschien, hatte sich David Anton Spiel gegen den offenen König von Jorden van Foreest erarbeitet. Zwischen 4,5:3,5 und 3,5:4,5 schien jedes Ergebnis möglich. Überraschend schnell endeten diese beide kritischen Partien und damit der Kampf unentschieden. 

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Jorden van Foreest und David Anton analysieren schon, der Kampf ist entschieden, und im Hintergrund haben die Teamchefs Stefan Martin und Jan Werner das eine oder andere zu besprechen. | Foto: Conrad Schormann

Am anderen Ende der Tabelle hegte die Vertretung des SV Mülheim-Nord die vage Hoffnung auf ein Wunder: ein Sieg über Baden-Baden, dazu Niederlagen von Deggendorf und Heimbach, und die Rettung wäre doch noch geschafft. Auf 2,2 Prozent taxierte das Liga-Orakel die Chance, dass diese Konstellation eintritt.

Würde das Liga-Orakel Schach verstehen, die Mülheimer Chance auf den Klassenerhalt hätte es nach rund zwei Stunden Spielzeit deutlich höher als diese 2,2 Prozent eingeschätzt. Theo Gungl hatte den ehemaligen Top-Ten-Spieler Sergei Movsesian am Wickel, und Volkmar Dinstuhl stand gegen die einstige Nummer zwei der Welt Alexei Shirov kurz davor, entscheidend durchzubrechen. Woher dagegen die vollen Punkte für Baden-Baden kommen sollten, erschien nicht so klar.

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Wenn die vage Hoffnung das Mannschaftsshirt ziert: Am Ende wurde es nicht gut für Valentin Buckels und die Mülheimer. | Foto: Conrad Schormann

Es kam dann doch, wie es beim Schach meistens kommt, wenn Favorit auf Außenseiter trifft. Über die Distanz setzen sich die Elo durch, auch wenn es lange nicht danach ausgesehen haben mag. Am Ende wurde es gar eine 1,5:6,5-Klatsche für Mülheim, das in der kommenden Saison die 2. Bundesliga Nord bereichern wird. Kleines, wahrscheinlich kaum linderndes Trostpflaster: Auch ein Sieg hätte Mülheim nicht gereicht, da Deggendorf und Heimbach ihre Kämpfe gewannen.

Alle Ergebnisse des 15. Spieltags:

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Nation
ESP
Titel
GM
Elo
2650
DWZ
2636
Punkte
5.5
Partien
10
Nation
SWE
Titel
IM
Elo
2392
DWZ
2361
Punkte
3.5
Partien
7
Nation
GER
Titel
GM
Elo
2418
DWZ
2358
Punkte
3.5
Partien
8
Nation
NED
Titel
GM
Elo
2608
DWZ
2584
Punkte
7
Partien
14
Nation
ENG
Titel
GM
Elo
2670
DWZ
2669
Punkte
5.5
Partien
8
Nation
GER
Titel
GM
Elo
2607
DWZ
2632
Punkte
7.5
Partien
11
Nation
GER
Titel
GM
Elo
2718
DWZ
2717
Punkte
4.5
Partien
8
Nation
GER
Titel
IM
Elo
2422
DWZ
2328
Punkte
4
Partien
5
Nation
SRB
Titel
GM
Elo
2644
DWZ
2692
Punkte
5.5
Partien
9
Nation
CZE
Titel
GM
Elo
2515
DWZ
2568
Punkte
5
Partien
11
Nation
GER
Titel
IM
Elo
2510
DWZ
2529
Punkte
8
Partien
12
Nation
ESP
Titel
GM
Elo
2616
DWZ
2634
Punkte
5.5
Partien
11
Nation
HUN
Titel
GM
Elo
2666
DWZ
2676
Punkte
6.5
Partien
10
Nation
SRB
Titel
GM
Elo
2452
DWZ
2464
Punkte
6.5
Partien
12
Nation
SRB
Titel
GM
Elo
2455
DWZ
2507
Punkte
5.5
Partien
14
Nation
GER
Titel
FM
Elo
2263
DWZ
2265
Punkte
5
Partien
8
Nation
CRO
Titel
GM
Elo
2536
DWZ
2593
Punkte
4
Partien
11
Nation
CRO
Titel
IM
Elo
2436
DWZ
2431
Punkte
3
Partien
5
Nation
IRI
Titel
GM
Elo
2618
DWZ
2641
Punkte
6
Partien
10
Nation
GER
Titel
FM
Elo
2430
DWZ
2413
Punkte
9
Partien
10
Nation
USA
Titel
GM
Elo
2748
DWZ
2752
Punkte
4
Partien
6
Nation
POL
Titel
GM
Elo
2520
DWZ
2556
Punkte
6.5
Partien
12
Nation
IND
Titel
GM
Elo
2573
DWZ
2434
Punkte
4
Partien
7
Nation
POL
Titel
IM
Elo
2522
DWZ
2520
Punkte
7
Partien
11

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