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Junge Badener, starke Sachsen und die Frage, ob Bartosz hält (1. Spieltag)

Natürlich stand in Dresden die Magnus-Frage auf der Agenda. "Kommt Superstar Magnus Carlsen zum Auftakt der Schachbundesliga nach Dresden?", titelten die Dresdner Neuesten Nachrichten am Freitag. Die Antwort auf diese bange Frage lag auf der Hand. Er kam nicht, er ist ja gerade in London mit der "Global Chess League" beschäftigt, der Wettbewerb, der die fast ausschließlich mit Weltklassespielern besetzten Düsseldorfer veranlasst hatte, eine Verlegung ihres Saisonauftakts zu erbitten. Überraschend war, dass St. Pauli gar keinen Nordmann nach Dresden mitbrachte. Die Aufstiegsmannschaft sollte es richten.

Vom Schachspektakel in London ist auch die OSG Baden-Baden mit ihren Firouzjas und MVLs betroffen. Anstatt zu verlegen, setzten die Badener auf ihre Jugend - erfolgreich. Gegen den nominell nicht viel schwächeren FC Bayern setzte sich der Meisterschaftsmitfavorit bequem durch.

Das Überraschungsergebnis des ersten Spieltags verantwortet USV TU Dresden. Das 5,5:2,5 gegen Werder Bremen dürften die Sachsen nicht eingeplant, die Hanseaten nicht erwartet haben.

Die Auswärtsfans hatten das Lingnerschloss in Dresden sogleich mit einem St.-Pauli-Banner geschmückt. Bevor es an den Brettern losging, widmeten sich Igor Janik, Bartosz und Monika Socko der Betreuung heimischer Fans, in diesem Fall Andrea Hafenstein, seit langem ein zentraler Teil der Dresdner Schachszene. | Foto: FC St. Pauli

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Die Macher beim Zweitligisten TSV Schönaich hatten gehofft, Timur Kocharin würde sich nach seiner Premierensaison 2023/24 nun zu einem Leistungsträger in der zweiten Bundesliga entwickeln. Dazu wird es nicht kommen. Der hochbegabte 16-Jährige wechselte zur OSG Baden-Baden, wo ihn laut OSG-Chef Patrick Bittner Großmeister Philipp Schlosser trainiert. Wer weiß, vielleicht wird Kocharin ja jetzt zu einem Leistungsträger bei einem Meisterschaftsfavoriten in der Bundesliga?

Das könne knapp werden für die OSG Baden-Baden, unkten vorab einige Beobachter - verständlich. Während die Bayern speziell an den oberen Brettern groß auffuhren, trat Baden-Baden mit zwei Jugendspielern und ohne 2700er an. Am ehesten noch sollte es die nominell favorisierte Mittelachse Bacrot, Shirov, Donchenko richten, aber ausgangs der Eröffnung waren speziell Bacrot und Shirov gegen Valentin Dragnev und Joseph Gitrel vor allem damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten. Alexander Donchenkos Schwarzpartie gegen Oliver Kurmann versandete derweil schnell in ein ausgeglichenes Turmendspiel.

 

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Keine 2700er, ja, aber einen Exweltmeister. Rustam Kasimdzhanov, sonst eher an den mittleren Brettern beheimatet, bekämpfte am ersten Brett Amin Tabatabaeis Sizilianisch mit 2.a4, behauptete sich erst in einem verwickelten Ringen und entfesselte schließlich einen unwiderstehlichen Königsangriff, den er mit einem entscheidenen Turmopfer krönte. Während "Kasim" zauberte, zeigte am siebten Brett Bennet Hagner die Endspielroutine eines 16-Jährigen, der schon im zweiten Jahr im Kader des Serienmeisters spielt.

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Nur mit Sh5! geht es weiter.

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Bundesliga unter einer beeindruckenden Pokalsammlung. | Foto: Reinhard Ahrens/Hamburger SK
Bundesliga unter einer beeindruckenden Pokalsammlung. | Foto: Reinhard Ahrens/Hamburger SK

Die Hamburger, Gastgeber eines Doppelspieltags mit drei Teams, sind in Form für das Duell mit dem deutschen Meister SC Viernheim am Sonntag. Der Sieg gegen Heimbach-Weis-Neuwied zeichnete sich trotz zweier früher Punkteteilungen bald ab. Während Rasmus Svane am zweiten Brett Lorenzo Lodici sogleich zu überrumpeln versuchte, setzte am siebten Leonardo Costa zu einer strategischen Demonstration in Sachen Figurenspiel versus Struktur an.

 

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Neuzugang Costa und HSK-Rückkehrer Niclas Huschenbeth standen bei ihrem Debüt besonders im Fokus, und beide machten ihre Sache mit den schwarzen Steinen sehr ordentlich. Mit dem König im Zentrum drückte Costa auf zwei Flügeln, bis die weiße Bastion kollabierte. Huschenbeth arbeitete derweil einen sauberen technischen Endspielsieg heraus.

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Erst sah es aus, als wolle Rasmus Svane (r.) Lorenzo Lodici unmittelbar vom Brett fegen, aber dann gelang es dem Hamburger doch, die Partie in ein vorteilhaftes Turmendspiel zu steuern, das er sicher gewann. | Foto: Reinhard Ahrens/Hamburger SK

Am Ende reichte es für die Gäste zu drei halben Punkten, erzielt von Martin Krämer, Jorge Viterbo Ferreira und Tomas Kraus.
 

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Mateusz Bartel wäre wahrscheinlich auch dann der beste Öffentlichkeitsarbeiter der Dresdner Mannschaft, gäbe es in dieser Mannschaft andere außer dem Polen, die gelegentlich öffentlich etwas sagen. Vor dem Saisonauftakt gegen Bremen hatte Bartel seinen Fans verkündet, dass es auch in diesem Jahr trotz Neuzugang Thai Dai Van Nguyen schwierig wird für die Equipe von der Elbe. Understatement? Bartel wird dazu in seinen Bundesliga-Partievideos (auf Polnisch) vielleicht eine Erklärung nachreichen.

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Uwe Bönsch (rechts) in Galaform. | Foto: Ina Gottschall/USV TU Dresden

Die Bremer jedenfalls, die wieder unter die ersten Fünf wollen, hatten gegen die Dresdner, die drinbleiben wollen, wenig zu bestellen. Herausragende Figuren auf Dresdner Seite waren Ex-Bundestrainer Uwe Bönsch mit seinem strategisch weitsichtigen Qualitätsopfer und eben Mateusz Bartel, der unter Figurengabe das Zentrum von Alexander Areshchenko zerfetze. Nicht spektakulär, umso souveränder der Sieg von Roven Vogel, der auch zum Auftakt der neuen Saison demonstriert, dass er jetzt in einer höheren Leistungsklasse spielt als noch vor ein, zwei Jahren.

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Uwe Bönsch legt den schwarzen König frei: Erst Txe7!, dann Lxf6, dann Kh1, Se4 und die Partie läuft nur in eine Richtung.

Das einzige Bremer Erfolgserlebnis in Dresden war technischer Natur. Trotz zweier Minusbauern gelang es Lucas von Foreest, sein Turmendspiel gegen Maximilan Neef zu halten. Obwohl die Stellung theoretisch remis ist, testete der Dresdner, ob van Foreest es verteidigen kann. Er konnte (abgesehen vom 104. Zug). f- und h-Bauer Neefs fanden 117 Züge lang kein Durchkommen. 

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Zug 104, die Chance: Das von van Foreest angebotene Bauernendspiel wäre verloren gewesen.
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Trotz obigen Aussetzers hielt Lucas van Foreest das Endspiel gegen Maximilian Neef. | Foto: Ina Gottschall/USV TU Dresden

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In Deizisau ist seit Jahren bekannt, dass es gut ist, einen Gupta in der Mannschaft zu haben. 3,5/4 hat Abhijeet Gupta 2023/24 für Deizisau geholt, und wahrscheinlich hätte er öfter gespielt und noch mehr gepunktet, hätte sich der indische Großmeister nicht im Februar beim Spielen mit seiner Nichte das Handgelenk gebrochen. Jetzt sitzt er wieder am Brett. 

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Wenn es Herbst wird in Deizisau und Baden-Baden...

Nach Remisen an den Brettern 1,2,5 und 6 war es Abhijeet Gupta, der mit einem glatten Schwarzsieg über Igor Krivoborodov seine Mannschaft in Front brachte. Aber es hatte sich rechtzeitig bis zum Meldeschluss auch nach Deggendorf herumgesprochen, dass es gut ist, einen Gupta in der Mannschaft zu haben. Sankalp Gupta, indischer GM in Diensten von Deggendorf, glich das Match mit einem glatten Schwarzsieg über Tamas Banusz aus.

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Nur mit der Dame! Alles andere führt zu schwarzem Vorteil.

Als dann Vlacheslav Tlicheeevs Endspiel gegen Alexander Graf immer besser wurde, waren die Bayern sogar dem Sieg nahe. Für Deizisau oblag es Ruben Gideon Köllner, ein Damenendspiel mit Mehrbauer zu gewinnen, um der Mannschaft den Punkt zu retten.

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Die Schachabteilung des FC St. Pauli sucht Parallelen zu den Fußballern. Hier wie dort behängen die mitgereisten Auswärtsfans vor dem Anpfiff die gegnerische Spielstätte mit Pauli-Devotionalien, und hier wie dort soll das Match mit der freundschaftlichen Übergabe des St.-Pauli-Wimpels beginnen.

Das altehrwürdige Lingnerschloss in Dresden, Spielstätte der Gastgeber, war dank des mitgebrachten Klebebands flugs mit einem Pauli- und einem Weissenhaus-Banner behängt. Die Wimpelübergabe hatte in Hamburg zur Frage geführt, wo denn beim Schach der Mittelkreis ist, in dem sie beim Fußball traditionell stattfindet. 

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Johannes Raps von den SF Bad Mergentheim mit St.-Pauli-Wimpel. | Foto: FC St. Pauli

Angesichts des Randgeschehens ließe sich leicht übersehen, dass dieses gleich zum Auftakt ein richtungsweisendes Match für beide Kontrahenten war. Wer die Klasse halten will, der sollte St. Pauli besiegen, zumal wenn sie mit der Aufstiegsmannschaft antreten - und der sollte Aufsteiger Bad Mergentheim besiegen, nominell eher im unteren Drittel der Liga angesiedelt.

Während die Aufsteiger von der Tauber zum Auftakt in der neuen Liga zwei wichtige Punkte eingeheimst haben, bleibt den Aufsteigern von der Elbe die Erkenntnis, dass sie auch ohne Carlsen&Co. gegen solche Gegner auf Augenhöhe sind. 

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Martin Voigt sieht sich einer Invasion von Leichtfiguren gegenüber. Hier drohen Gabeln, dort Spieße, und der angegriffene Tc8 findet kein Feld. Drei Züge später gab sich Voigt geschlagen. | Foto: FC St. Pauli

Beim Stand von 1,5:1,5 lief es aus Hamburger Sicht auf eine kritische Frage hinaus: Hält Bartosz? Am ersten Brett war Bartosz Socko gegen Valeriy Kazakovskiy in ein kritisches Endspiel geraten. Würde er es retten, wäre die Chance auf einen Mannschaftspunkt intakt. 

Kazakovskiy? Ja, der Kazakovski<, der neulich bei der Schacholympiade gegen Alexander Donchenko eine eigentlich verlorene Partie und damit das Match gegen Deutschland gewann, das damit zu früh aus dem Kampf um die Medaillen fast ausgeschieden war. Nun sorgte er dafür, dass Bad Mergentheim im Kampf gegen den Abstieg einen ersten, wichtigen Schritt gemacht hat. 

Nation
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