Aufholjagd: Viernheim besiegt den FC Bayern und den SV Deggendorf
Der Deutsche Meister SC Viernheim hat sich in der Schachbundesliga warmgespielt. Nach dem Doppelerfolg im Januar gelangen den Viernheimern am ersten Februarwochenende vor heimischem Publikum zwei weitere Triumphe. Einem 6:2-Kantersieg über den FC Bayern München ließen die Viernheimer ein 5:3 über den SV Deggendorf folgen. In der Tabelle haben sich die Viernheimer mit nun 11:3 Punkten auf den fünften Rang emporgearbeitet.
Stärkstes Schachehepaar Deutschlands: Dennis und Dinara Wagner leben in Heidelberg und spielen für den SC Viernheim. | Foto: Angelika Valkova
Für das mit Livekommentar und Catering bediente Publikum, darunter Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß, gab es im Bürgerhaus nicht nur die Bundesligamatches zu sehen. Parallel spielte die zweite Mannschaft des SC Viernheim, die sich in der zweiten Bundesliga Süd mit zwei Siegen ein Polster für den Klassenerhalt verschaffte. Dinara Wagner, beste deutsche Schachspielerin, trug mit zwei vollen Punkten dazu bei, während ihr Mann Dennis Wagner, deutsche Nummer 7, in der ersten Mannschaft die SCV-Farben vertrat. Das großmeisterliche Ehepaar Wagner ist das stärkste Schachehepaar Deutschlands und eines der stärksten der Welt.
Die gut 160 Mitglieder des SC Viernheim hatten am Freitagabend Gelegenheit, sich mit den Großmeistern aus der ersten Mannschaft zu messen. Traditionell veranstaltet der Club am Vorabend von Bundesliga-Heimspielen ein für Vereinsmitglieder und Gäste offenes Blitzschach-Turnier, an dem die Bundesligaspieler teilnehmen. Dieses Turnier ist ein Baustein des zentralen Viernheimer Konzepts, die Profimannschaft zum identitätsstiftenden Teil des Vereinsgefüges machen. Shakhriyar Mamedyarov (39), einst WM-Kandidat und Nummer 2 der Welt, war in seiner Spezialdisziplin Blitz nicht zu bezwingen. Der Aserbaidschaner ist seit 2016 Teil der ersten Mannschaft, die er 2018 zum Aufstieg in die Bundesliga geführt hat.
Sportlich war es nicht weniger als souverän. Der FC Bayern kam mit den Meriten eines großen Namens und einer großen Vergangenheit nach Südhessen: neunfacher Deutscher Meister, Europapokalsieger. Aber diese Erfolge liegen 30 Jahre zurück. In der Gegenwart kämpft der FC Bayern in der stärksten Schachliga der Welt gegen den Abstieg. Schützenhilfe aus Viernheim bekamen die Bayern im Abstiegskampf nicht, auch nicht die Bayern vom Aufsteiger SV Deggendorf. In einem einseitigen Match, dessen Gewinner früh feststand, fehlte den Viernheimern nur der Biss, noch etwas mehr für das Brettpunktekonto zu tun, das am Ende der Saison bei Punktgleichheit zählen würde, ähnlich wie beim Fußball die Tordifferenz.
Wenig erfreut vernahmen die heimischen Schach-Macher um Vereinspräsident und Teamchef Stefan Martin das Ergebnis der Konkurrenz. In Düsseldorf besiegte der Düsseldorfer SK den einstigen Serienmeister OSG Baden-Baden überraschend hoch mit 5,5:2,5. Die Düsseldorfer führen jetzt mit 14:0 Punkten die Tabelle an. Um das Starensemble vom Rhein im direkten Vergleich am 15. und letzten Spieltag noch abzufangen, ist Viernheim auf fremde Hilfe angewiesen. Düsseldorf muss vorher mindestens einen Punkt lassen, Viernheim alles gewinnen.
Derartige Rechenspiele tangieren Simon Anzinger wenig. Das Viernheimer U10-Talent erlebte ein perfektes Schachwochenende. Eigentlich war er nur ins Bürgerhaus gekommen, um den Cracks aus der ersten Mannschaft zuzuschauen. Dann saß ihm plötzlich einer dieser Cracks gegenüber. Großmeister Aravindh Chitambaram aus der führenden Schachnation Indien, neu im Kader des SCV, nahm sich nach seiner schnell beendeten Partie die Zeit für eine Trainingseinheit mit dem Talent.
In der Schachbundesliga müssen die Viernheimer am 22./23. Februar wieder an die Bretter. In Heimbach-Weis/Neuwied trifft der SC Viernheim erst auf die SF Bad Mergentheim, tags darauf auf den USV TU Dresden. In beiden Matches wird Viernheim Favorit sein.
