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OSG Baden-Baden: vier Punkte und Vaterfreuden

Mit einem wackeligen halben Punkt aus zwei Partien war es nicht das Wochenende von Alexei Shirov. Als werdender Vater hat der einstige Vizeweltmeister eine wunderbare Erklärung dafür, dass er womöglich nicht vollständig bei der Sache war. Und der Mannschaft hat es nicht geschadet. Zwar war es eng, aber Rekordmeister OSG Baden-Baden ist erfolgreich in die neue Saison der Schachbundesliga gestartet: 5:3 lautete zwar das hinlänglich komfortable Endergebnis gegen den FC Bayern München, gegen Aufsteiger SV Deggendorf wurde es in der zweiten Runde dagegen mit 4,5:3,5 der hart erkämpfte, knappstmögliche Sieg.

Etienne Bacrot trug wesentlich dazu bei, dass die OSG Baden-Baden ihr kritisches Match gegen Deggendorf gewann. Der werdende Vater Alexei Shirov (hinten rechts) war zwar von freudiger Erwartung abgelenkt, dafür punktete Youngster Bennet Hagner (hinten links) zuverlässig und ansehnlich. | Foto: Sven Noppes/OSG Baden-Baden

Wenn ein Großmeister wie Rustam Kasimdzhanov, der sein OSG-Team an den mittleren bis hinteren Brettern oftmals zuverlässig mit Punkten verwöhnt, ans erste Brett beordert werden muss, ist es ein Zeichen von Personalnöten. Einige der Spitzenkräfte standen nicht zur Verfügung, aber es gelang Spielführer Sven Noppes, aus der Not eine Tugend zu machen und an den letzten beiden Brettern, wo im Normalfall gestandene Großmeister agieren, unerwartete Erfolge einzuheimsen, indem er zwei sechzehnjährigen Nachwuchstalenten die Chance gab, Bundesligaluft zu schnuppern: Bennet Hagner und Timur Kocharin, junge FIDE-Meister, die bereits zahlreiche Jugend- und andere Trophähen in der Vitrine stehen haben und sich am letzten Wochenende als Matchwinner erwiesen. Konnte Bennet Hagner gegen den Münchener FIDE-Meister Makan Raffie seine Endspielkünste siegreich unter Beweis stellen, gelang ihm gegen den Deggendorfer Großmeister Vyacheslav Tilicheev eine Glanzpartie, in der mit beiderseits risikoreichem, offenem Visir gekämpft wurde und genauestens gerechnet werden musste. Dabei fand Hagner ein paar beste Züge mehr als sein Gegner. Timur Kocharin steuerte zwei nervenstarke Remispartien bei, wobei er sich gegen Deggendorf aus einer zunächst etwas schlechteren Stellung erfolgreich herauswinden konnte.

Gegen den FC Bayern München siegte auch Rustam Kasimdzhanov – mit einem kombinatorischen Leckerbissen gegen den mit einer Elozahl von über 2700 zu den Supergroßmeistern zählenden Amin Tabatabaei. Die übrigen Partien endeten remis. Gegen Deggendorf musste Alexei Shirov, der gedanklich möglicherweise etwas abgelenkt war, weil er „jeden Moment“ auf die Nachricht wartete, dass er wieder Vater geworden ist, recht schnell eine unerwartete Niederlage quittieren. Damit stieg der Druck auf das OSG-Team, der offenbar besonders Kasimdzhanov, zusammen mit der zusätzlichen Belastung seines Einsatzes am ersten Brett, zu schaffen machte: In einer beileibe nicht verlorenen Stellung glitt ihm der Kampf mit einem krassen Fehler aus der Hand. So stand es plötzlich 3,5:2,5 für Deggendorf. Helden des Tages wurden außer Bennet Hagner dann aber noch Etienne Bacrot und Alexander Donchenko, denen es gelang, mit geduldigem Manövrieren in ausgeglichenen Stellungen ihre Gegner „umzubiegen“ und damit den erlösenden Gesamtsieg für sie OSG Baden-Baden sicherzustellen. Sven Noppes bemerkte im Anschluss erleichtert, alle hätten „gekämpft“ und mannschaftliche Geschlossenheit unter Beweis gestellt.

Nach den ersten beiden Runden liegt man nach Mannschaftspunkten gleichauf mit vier anderen Mannschaften. Eine Überraschung hatte das Wochenende der Schachbundesliga noch bereit: Titelverteidiger SC Viernheim, hundert-Prozent-Sieger der vergangenen Spielzeit, war mit 3:5 gegen den Hamburger SK unter die Räder gekommen.

(Walter Siemon)

Nation
FRA
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GM
Elo
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DWZ
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Punkte
1.5
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Nation
ESP
Titel
GM
Elo
2655
DWZ
2636
Punkte
0.5
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Punkte
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2
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1
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2
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DWZ
2315
Punkte
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2

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