OSG weiter auf der Lauer, Hagner siegt erneut
Hinter dem Saisonfavoriten und Spitzenreiter in der Schachbundesliga, Düsseldorfer SK, und Titelverteidiger SC Viernheim hat Rekordmeister OSG Baden-Baden mit zwei Siegen seinen dritten Tabellenplatz behauptet. Damit liegt der Verein an der Oos mit nur einem Mannschaftspunkt Rückstand zu den Südhessen weiterhin auf der Lauer, ganz am Ende vielleicht doch noch auf Platz zwei vorzurücken, wenn Viernheim und Düsseldorf gegeneinander antreten müssen.
Für Bald-IM Bennet Hagner (Mitte), bislang 7 Punkte aus 7 Partien, ist in der Bundesliga sogar noch eine GM-Norm drin. Im Mai wird er am Kandidatenturnier zur Deutschen Meisterschaft teilnehmen. | Foto: Torsten Szobries/Hamburger SK
Ein komfortables 6,6:1,5 gegen den FC St. Pauli und ein hart erkämpfter 5:3-Sieg gegen das starke Oktett von Werder Bremen haben die Voraussetzung geschaffen.
St. Pauli hatte im Vorfeld eine Zeitlang hoffen dürfen, dass die Nummer Eins des Weltschachs, Magnus Carlsen, der sich in dieser Saison bereits zwei Mal für den Kiez-Verein hatte engagieren lassen, auch gegen seinen früheren Verein, OSG-Baden-Baden, am Spitzenbrett antreten würde. Aber der Weltstar hatte dann doch abgesagt, und so war es, als sei dem Hamburger Team mit einem kräftigen Zahn auch prompt der Biss abhandengekommen. Den OSG-Großmeistern Vincent Keymer an Brett eins, Richard Rapport an drei, Nikita Vitiugov an Position vier, Sergei Movsesian und Bennet Hagner an den letzten beiden Brettern gelang es jedenfalls relativ problemlos, ihre Gegner aus dem Norden mit genaueren Zügen auszumanövrieren und die vollen Punkte zu erspielen. Maxime Vachier-Lagrave, Etienne Bacrot und Alexei Shirov erzielten sichere Unentschieden.
Gegen Werder Bremen sah es am Folgetag schon etwas anders aus: Richard Rapport musste sein ganzes Können und eine präzise Umsicht aufbieten, um sich des enormen Angriffsdrucks zu erwehren, den sein Kontrahent, Alexander Areshchenko, mit einem Figurenopfer eingeleitet hatte. Der Punkt gehörte schließlich Rapport. Sergei Movsesian war in höchster Verlustgefahr, rettete aber mit kaltblütiger Erfahrung und viel Glück das Remis. Unentschieden spielten auch Vincent Keymer, Maxime Vachier-Lagrave, Nikita Vitiugov, Etienne Bacrot und Alexei Shirov. An Brett acht siegte erneut Bennet Hagner. Und damit kommen wir zum bemerkenswertesten Aspekt des Schachwochenendes:
Jugendspieler Hagner, der nächsten Monat nicht nur seinen 17. Geburtstag feiern, sondern auch den Titel „Internationaler Meister“ verliehen bekommen wird, ist in dieser Saison bisher der erfolgreichste Spieler der Liga! In sieben Einsätzen siegte er sieben Mal! Hervorstechende Qualitäten: Mut, Entschlossenheit und die Fähigkeit, in taktisch zugespitzen Stellungen genau zu rechnen. Sollte ihn Teamchef Sven Noppes auch in den letzten drei Runden aufstellen, bekäme Hagner die Chance, eine Großmeisternorm zu erspielen.
Ein solches Talent, früherer U14 Schnellschachweltmeister, der aus dem heimatlichen Frankfurt zum Rekordmeister OSG-Baden-Baden gefunden hat, nimmt der Verein gerne unter seine Fittiche und wird ihn unter anderem dadurch fördern, dass er ihm in Zusammenarbeit mit dem Badischen Schachverband die Teilnahme am Kandidatenturnier zur deutschen Einzelmeisterschaft ermöglicht, das im Mai in München stattfinden wird, berichtet Vorsitzender Patrick Bittner.