Hikaru kommt!
Eine ganze Reihe von Ausnahmekönnern wird bei den zentralen Bundesligarunden vom 23. bis 25. Februar in Viernheim um Brett- und Mannschaftspunkte ringen. Und doch wird einer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, umlagerter sein als alle anderen: Hikaru Nakamura besetzt im Kampf um die Deutsche Meisterschaft das erste Brett des SC Viernheim. Der WM-Kandidat aus den USA habe seine Teilnahme zugesagt, teilt SCV-Vorsitzender Stefan Martin mit.
Die neue Nummer eins: Hikaru Nakamura wird den SC Viernheim vom 23. bis 25. Februar während der zentralen Runden in Viernheim verstärken. | Fotos: David Llada/FIDE, Christian Hoffmann/SC Viernheim
Im August hatte die Verpflichtung der damaligen Nummer zwei der Weltrangliste für den Bundesligakader des SC Viernheim auch international für Aufsehen gesorgt. Der neben Magnus Carlsen bekannteste Schachspieler der Welt werde nicht nur auf dem Papier den Kader zieren, sondern „solle und werde“ Einsätze bekommen, kündigte der Club seinerzeit an.
Aber da war noch nicht klar, dass sich Nakamura für das Kandidatenturnier im April 2024 qualifiziert. Gerade erst hat er deswegen eine andere Einladung nach Deutschland ausgeschlagen. Am Weissenhaus-Freestyle-Turnier ab dem 9. Februar nimmt Schach960-Weltmeister Nakamura nicht teil, um sich auf die WM-Ausscheidung in Toronto vorbereiten zu können.
Die Einladung nach Viernheim hat er angenommen. Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft könnte sich für Nakamura auch als bestmögliche praktische Vorbereitung entpuppen. Viernheim trifft am 24. Februar im potenziell vorentscheidenden Match auf Titelverteidiger OSG Baden-Baden. Gut möglich, dass am ersten Brett Nakamura gegen Fabiano Caruana spielt, dem er auch im Kandidatenturnier begegnen wird. Tags darauf könnte gleich der nächste WM-Kandidat warten: Nijat Abasov, Brett 1 des schlagkräftigen Aufsteigers und Tabellenfünften SC Ötigheim.
Zweieinhalb Wochen vor den zentralen Runden bricht der SC Viernheim angesichts des Nakamura-Einsatzes mit einer Bundesliga-Tradition. Bislang war es allseits üblich, die Aufstellung geheim zu halten, bis sie 120 Minuten vor Anpfiff veröffentlicht werden muss. Für alle Spieler hat das den Vorteil, dass den Gegenspielern wenig Zeit für Vorbereitung bleibt. Der Nachteil: Weder Vereine noch Liga können unter diesen Umständen gezielt mit besonderen Paarungen oder bekannten Gesichtern auf das bevorstehende Ereignis aufmerksam machen. Wenn unbekannt ist, wer spielt, lässt sich schwerlich Neugierde darauf wecken.
Hintergrund der Nakamura-Verpflichtung war neben der Spielstärke die Strahlkraft des neuen Spitzenmannes mit seinem Millionengefolge in den sozialen Medien. Als „Riesengewinn“ sehen die Viernheimer Nakamura auch im Sinne ihres Sponsors d-fine, der sich aus seinem Engagement im Schachsport Rekrutierungen höchstqualifizierten Spitzenpersonals verspricht. Die mit Nakamura verbundene Aufmerksamkeit will der SC Viernheim im Sinne des Sponsors nutzen, anstatt ein Geheimnis um die Personalie zu machen.
Hikaru Nakamura, geboren am 9. Dezember 1987 in Hirakata, Japan, hat die traditionelle Welt des Schachs und die der modernen Schachpräsentation miteinander verbunden. Zur sportlichen Klasse am Brett (fünfmaliger US-Meister, amtierender 960-Weltmeister, dreifacher WM-Kandidat, Mitglied des exklusiven 2800-Elo-Clubs) kommt seine Pionierarbeit im Digitalen. Allein auf YouTube und Twitch verfolgen mehr als vier Millionen Schachinteressierte seine Partien, auch seine pointierten Einlassungen zum internationalen Schachgeschehen. Ab dem 23. Februar wird auf den Nakamura-Kanälen voraussichtlich Bundesliga zu sehen sein.