Matchwinner MVL (10. Spieltag)
Beide Spitzenreiter mussten in der zehnten Runde wackelige Kämpfe überstehen. Einer, Baden-Baden, gewann, der andere, Viernheim, nicht. Dank der 3:5-Niederlage des SC Viernheim beim abstiegsbedrohten SV Werder Bremen steht Titelverteidiger OSG Baden-Baden jetzt als einzige verlustpunktfreie Mannschaft an der Tabellenspitze. Die Baden-Badener bezwangen Solingen 4,5:3,5.
Immer knapper wird es am anderen Ende der Tabelle, wo die Aufsteiger Schönaich und Deggendorf Lebenszeichen aussenden, während die Münchner Vereine weiter auf den Abstiegsplätzen kleben.
Maxime Vachier Lagrave, Matchwinner für Baden-Baden. | Foto: Eric Rosen/FIDE
162 Züge! Baden-Badens Paco Vallejo mühte sich redlich, gegen Markus Ragger die Seeschlange des Tages zu gewinnen. Im guten alten Turm plus Springer versus Turm hatte er laut Tablebase zwischenzeitlich tatsächlich eine Gewinnstellung erreicht, aber es hätte wohl der Hilfe einer Tablebase gebraucht, um diese zu gewinnen. Entschieden war das Match zu diesem Zeitpunkt ohnehin.
Maxime Vachier-Lagrave mit einem sehenswerten Schwarzsieg über Jorden van Foreest spielte die einzige entschiedene Partie. Trotz dieses Sieges hätten die Solinger dem Titelverteidiger beinahe einen Punkte abgerungen. Alexander Naumann war am achten Brett drauf und dran, Arkadij Naiditsch dessen erste Saisonniederlage zuzufügen, ließ ihn aber im Endspiel entschlüpfen.
Denis Kadric darf sich als Matchwinner in Reihen der Mannschaft aus Schönaich fühlen. 3,5:3,5 stand es am Ende eines knappen Matches, als der in Frankfurt geborene, für Montenegro spielende Bosnier sein Turmendspiel gegen Daniel Fridman bis zum vollen Punkt durchgeknetet hatte.
Für Schönaich ein extrem wichtiger Punktgewinn, der die Chance auf den Klassenerhalt lebendig hält. Schönaich bleibt zwar mit nun vier Punkten am Tabellenende, liegt aber nur vier Punkte hinter dem Tabellenachten Kirchweyhe.
Ohne den Viernheimern zu nahe treten zu wollen, dieses war mit acht Großmeistern gewiss eine veritable Schachmannschaft, aber ohne Mamedyarov, Abdusattorov, Korobov bei weitem nicht die erste Garnitur. Und die traf auf eine Bremer Mannschaft, die im Abstiegszugzwang so stark aufgestellt hatte, wie es eben geht. Tatsächlich gelang es den nominell etwa gleichstarken Bremern im heimischen Weserstadion, den Meisterschaftskandidaten zu besiegen.
Den Grundstein für den Erfolg legten die Bremer mit zwei Schwarzsiegen am ersten und dritten Brett. Am ersten Brett im ukrainischen Duell gegen Yuriy Kryvoruchko knüpfte Vize-Europameister Kirill Shevchenko an seine gerade beendete, starke Europameisterschaft an.
Im Duell der Aufsteiger verschaffte sich Remagen ein wenig Luft – und sorgte dafür, dass Kirchweyhe weiter aufpassen muss. Der knappe Kampf hätte leicht anders ausgehen können. Auf Seiten Kirchweyhes wird sich Hrvoje Stevic grämen, dass er Endspiel falsch abschätzte und es unnötig zu seinen Ungunsten verschärfte. Noch mehr Anlass, sich zu grämen, hat Mladen Palac, der im Endspiel in ein Mattfinale lief, anstatt seinen König in Sicherheit zu bringen.
Im Firmengebäude der Immobiliengruppe Erl, die den SV Deggendorf unterstützt, nutzte der Aufsteiger den Heimvorteil. Ebenso wie Schönaich sorgten die Deggendorfer dafür, dass mit nun vier Punkten der Klassenerhalt zumindest möglich bleibt. Auf Berliner Seite half der schön herausgespielte Sieg von Bundesliga-Urgestein Lars Thiede nicht. Deggendorf setzte zwei Siege an Brett zwei und drei von Nikola Sedlag und Aleksander Delchev dagegen.
An einem dieser Tage, an denen auf der einen Seite alles läuft und auf der anderen Seite nichts, endet ein Duell zwischen zwei etwa gleichstarken Mannschaften 1,5:6,5. Der Münchener Schachclub bleibt damit auf einem Abstiegsplatz, während die Dresdner als nun Tabellensechster so gut dastehen wie lange nicht mehr.
Den Glanzpunkt auf Dresdner Seite setzte am achten Brett Hans Möhn mit diesem Ausknipser:
Begünstigt durch die Niederlage der SG Solingen, stehen die SF Deizisau plötzlich wieder auf einem Medaillenrang. Den Namen nach war es aus deutscher Sicht ein hochinteressanter Vergleich mit den Partien der (angehenden) Nationalspieler Rasmus Svane, Matthias Blübaum, Frederik Svane und Dmitrij Kollars, die sich miteinander maßen. Auf diesen beiden Brettern war jedoch deutlich weniger los als auf dem von Luis Engel und Gata Kamsky, die Eröffnungstheorie Eröffnungstheorie sein ließen und munter aufeinander losstürmten. Kamskys Sieg sowie der von Andreas Heimann bescherten den Deizisauern die Saisonpunkte 15 und 16.
Die bislang bescheidenen Ergebnisse in dieser Saison hatten die Bayern noch darauf schieben können, dass sie zumeist nicht mit der ersten Garnitur angetreten waren. Nun, im Angesicht einer sich zuspitzenden Lage im dichtgedrängten Tabellenkeller, liefen erstmals die Nummer eins bis fünf auf. Aber trotz des iranisch-spanisch-deutschen Top-Quintetts endete der knappe Kampf mit einem Sieg der Nordlichter. Das hing auch mit einem Aussetzer von Niclas Huschenbeth zusammen: