Friedensschlüsse und ein erster Showdown (6. Spieltag)
Ist der Zweikampf jetzt vorbestimmt? Der SC Viernheim besiegte am sechsten Spieltag die SG Solingen. Während die Klingenstädter zurückgefallen sind, stehen Viernheim und Baden-Baden verlustpunktfrei vorne. Läuft es jetzt auf den Showdown zwischen diesen beiden am letzten Spieltag hinaus?
Kiels Käptn Wolfgang Pajeken mit seinem Spitzenspieler Andrey Esipenko, der am Sonntag im russisch-ukrainischen Duell gegen Pavel Ejanov schnell Frieden schloss. | Foto: Michael Reiß/MSC 1836
3:0 für Deizisau an den ersten drei Brettern, das war für den Aufsteiger nicht zu kompensieren. Am ersten Brett sah bedrohlich aus, was Ivan Ivanisevic gegen Matthias Blübaums König auffuhr, aber etwas Greifbares ergab sich nicht. Am zweiten hatte Dmitrij Kollars mit Weiß bald Druck, den er nach und nach verstärkte. Am dritten ging Julijan Plenca gegen Andreas Heimann zu optimistisch zu Werke.
Immerhin, ein Ehrenpunkt war drin für Schönaich, erzielt von Jadranko Plenca am achten Brett. Und auch die ungefährdeten Punkteteilungen der Youngster Tobias Kölle und Marius Deuer gegen die GM-Routiniers und Ex-Nationalspieler Rustem Dautov und Alexander Graf werden die Schönaicher mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Für Mannschaftspunkte reichte das freilich nicht.
Eigentlich wissen die Bayern ja, wie Baden-Baden zu schlagen ist. Trotzdem demonstrierten sie am Sonntag ein Rezept, mit dem ein Sieg gegen die badische Weltauswahl kaum gelingt: die Weißpartien schnell remis geben, so geschehen an den Brettern 2, 4 und 8. Ironischerweise gingen die Badener dank ihrer einzig verbliebenen Schwarzpartie in Führung: Arkadij Naiditsch besiegte am sechsten Brett Klaus Bischoff.
Vincent Keymer blieb seinem Wijk-Rezept treu – mit dem Unterschied allerdings, dass die Ergebnisse jetzt besser gelingen. Wieder war seine Partie die letzte, wieder verwaltete er ein Turmendspiel, aber diesmal ein so günstiges, dass der volle Punkt nur eine Frage der Zeit war.
Friedlich und ohne allzu großen Kampf endete die ukrainisch-russische Paarung am ersten Brett zwischen Pavel Eljanov und Andrey Esipenko. Ein Zeichen?
Nachdem er gestern von Frederik Svane zerfetzt worden war, erlitt Münchens Nikola Radovanovic am Sonntag am sechsten Brett eine weitere krachende Niederlage, diesmal gegen Nikita Meshkovs. Für einige Zeit ruhten die Münchner Rettungshoffnungen auf Ex-Europameister Ivan Saric, der Kiels Ex-Europameister Anton Demchenko im Griff hatte und letztlich sicher punktete. Aber da hatten sich schon weitere Partien zu Ungunsten der Bajuwaren entwickelt.
Die Hamburger Weichen waren schon auf Sieg gestellt, als Julian Kramer am achten Brett eine Verzweiflungstat von Nikita Kuznecovs kühl parierte. Der Sieg von Hamburgs jungen Indern Nihal Sarin und Leon Luke Mendonca zeichnete sich da schon ab, sodass sich die Gebrüder Svane nach ihrem Doppelsieg am Samstag diesmal mit einem Doppelremis begnügen konnten.
Nachdem sie am Vortag in eine Falle getappt war, blieb es Bundesliga-Debütantin Lara diesmal vorbehalten, die Grün-Weißen in Führung zu bringen. Aus dem von ihr gesponnenen Mattnetz gab es kein Entrinnen, jedenfalls keines mit vertretbarer Materialeinbuße.
Zur Freude seiner Kollegen vom Chicken-Chess-Podcast erhöhte danach Laurent Fressinet gar auf 3:1 für Bremen. Aber selbst dass Lucas van Foreest noch einen vollen Punkt beisteuerte, sollte nicht reichen. Am Ende punktete Berlin, und zwar dreifach an den Brettern fünf bis sieben.
Wenn Schach fehlerfrei gespielt wird, dann endet es remis. Insofern liegt nahe, dass zwischen Kirchweyhe und Dresden Schach auf hohem Level gespielt wurde. Am Ende beim Stand von 3,5:3,5 versuchte Robert Zelcic bis nach dem 80. Zug das kaum mögliche Unterfangen, einen Mehrbauern bei ungleichfarbigen Läufern zu verwerten, aber auch hier schließlich: remis.
Yuriy Kryvoruchko gewann diesmal richtig. Nachdem er am Vortag in Verluststellung von einem (ausgeschalteten) Smartphone in der Tasche seines Gegners Daniel Fridman profitiert hatte, behielt er am Sonntag gegen Aryan Tari schachlich die Oberhand.
Der knappe Kampf zwischen den Spitzenteams, von den Viernheimer in ihrer YouTube-Liveübertragung gar zum „Showdown“ erhoben, kippte erst in der Zeitnotphase. Nur eine Partie, die am ehesten zu kippen schien, kippte nicht. Gegen die zähe Verteidigung von Markus Ragger fand Nodirbek Abdusattorov kein Durchkommen und fügte sich schließlich mit Turm und vier Bauern gegen Turm und Läufer ins Unentschieden
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Beim Zwischenstand von 3,5:1,5 schienen die Bundesliga-Platzhirsche aus Mülheim die Weichen schon auf Sieg gestellt zu haben. Aber der Aufsteiger kam zurück, gab in den verbleibenden drei Partien nur einen halben Punkt ab und sicherte sich einen wichtigen Punkt: Während Remagen mit jetzt vier Zählern zwar einen Abstiegsplatz belegt, ist der Neuling doch gleichauf mit dem SV Werder und liegt nur einen Punkt hinter den in Sichtweite rangierenden Teams des FC Bayern und des SK Kirchweyhe.
Held des Wochenendes auf Remagener Seite: Steven Gernaert am achten Brett, der nicht nur zwei Punkte aus zwei Partien holte, sondern obendrein zwei spektakuläre und für die Mannschaft überaus wichtige. Ohne diesen beiden Zähler wäre weder am Samstag der Punkt gegen die favorisierten Solinger gelungen noch am Sonntag der gegen Mülheim-Nord.