Direkt zum Inhalt

Viernheim wackelt (und fällt nicht), Kiel erteilt Höchststrafe (2. Spieltag)

Baden-Baden vor Deizisau, Solingen und Viernheim. Nun hat schon am zweiten Spieltag alles wieder seine Ordnung an der Spitze der Bundesligatabelle, wenngleich natürlich diese Reihenfolge nicht dem enspricht, was sich Baden-Baden-Herausforderer Viernheim vorstellt. Aber wahrscheinlich haben sich die Viernheimer auch nicht ausgemalt, dass es gegen Liganeuling SV Deggendorf derart knapp werden könnte. Trotz der Niederlage können sich die Deggendorfer am Umstand erfreuen, dass sie nach den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison der einzige Aufsteiger sind, der über dem Strich steht.

 

Annmarie Mütsch, Rainer Buhmann&Co. mussten gehörig zittern, bevor zwei Punkte für Viernheim eingetütet waren. | Foto: Michael Reiß/Münchener SC 1836

ö

Eine klare Sache für den Serienmeister, auch wenn der Sieg nicht ganz so hoch hätte ausfallen müssen. Auf Hamburger Seite hatte am siebten Brett Felix Meißner alle Chancen, sich den 2600er-Skalp von Alexander Donchenko an den Gürtel zu heften, ließ sie aber verstreichen. Und auch im Duell der Nationalmannschaftskameraden gab am zweiten Brett Rasmus Svane gegen Vincent Keymer eine sehr gute Figur ab.

x

Als Elo-Außenseiter und zudem mit den schwarzen Steinen war es eher der Mehrbauer des Hamburgers, der die Partie zugunsten der Hanseaten hätte entscheiden können. Aber Keymer aktives Spiel reichte so gerade, um das materielle Minus aufzuwiegen.

28.Ld4
28.Ld4, und Schwarz kann die weißen Drohungen am Königsflügel nicht mehr parieren.

d

Eine der in der Bundesligageschichte raren Höchststrafen ereilte Aufsteiger TSV Schönaich in Kiel. 0:8, ein weiteres starkes Indiz, das Schönaich eine überaus schwierige Saison bevorsteht. Ahsot Parvanyan hatte mit einem schnellen Sieg über Moritz Beck den Reigen eröffnet (siehe Diagramm), dann ging es bis zum 7:0 Schlag auf Schlag.

Vor dem 8:0 in der fünften Stunde schien sich ein Protest anzubahnen. Offenbar war zwischen Jakob Leon Pajeken und Moritz Kübler die Uhr nicht richtig eingestellt gewesen - das Increment war nicht aktiviert. Nach einer noch unbestätigten Darstellung von Beteiligten fühlte sich Kübler benachteilgt, wollte die Partie nicht fortsetzen und verlor schließlich wegen Zeitüberschreitung, nachdem die Unparteiischen die Uhr wieder in Gang gesetzt hatten.

d
17.Sxc7! führt zu einer weißen Gewinnstellung.

fd

Der Überraschung des ersten Spieltags, Sieg über Bayern München, vermochten die Berliner keine zweite folgen zu lassen. Beim 6:2 der SF Deizisau durfte Matthias Blübaum am zweiten Brett Selbstvertrauen für die in der kommenden Woche in Island beginnende Schach960-Weltmeisterschaft tanken. Ihm gelang ein feiner technischer Sieg über seinen GM-Kollegen Martin Krämer. Die anderen vollen Punkte gelangen Zdenko Kozul, Michail Krasenkow und Marc Andria Maurizzi, die jetzt allesamt mit 2/2 in die neue Saison gestartet sind.

Matthias Blübaum bekommt es in dieser Woche bei der 960-WM unter anderem mit Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Titelverteidiger Wesley So zu tun. | Foto: Arne Jachmann/DSB
Matthias Blübaum bekommt es in dieser Woche bei der 960-WM unter anderem mit Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Titelverteidiger Wesley So zu tun. | Foto: Arne Jachmann/DSB

b

Auf Dresdner Seite wird zumindest Ruben Lutz (Elo 2098) zufrieden sein. Ein Remis gegen einen ehemaligen WM-Kandidaten haben die wenigsten Schachspieler auf der Habenseite stehen. Dem 17-Jährigen war eine solche Punkteteilung vergönnt, als er am achten Brett in undurchsichtiger Position die frühe Friedensofferte von Zoltan Ribli akzeptierte. Den ersten Saisonsieg seiner Bayern gefährdete Ribli damit nicht, was auch damit zusammenhängt, dass am ersten Brett Neuzugang und Vortagsverlierer Parham Maghsoodloo das tat, wofür er geholt worden ist: punkten. In der Partie gegen den geradewegs überrollten Liviu Dieter Nisipeanu gelang der iranischen Nummer eins dieses Unterfangen überzeugend.

n

Aufsteiger SV Deggendorf war im längsten Match des zweiten Spieltags ganz nah dran am Punktgewinn gegen einen Meisterschaftsfavoriten. Gleb Dudin hatte am siebten Brett mit einem Sieg über Rainer Buhmann den Außenseiter sogar in Front gebracht, eine Führung, die lange hielt, und die am dritten Brett Alexander Delchev gegen Bassem Amin hätte ausbauen können. Es musste schon dem Bulgaren seine gewonnene Partie vollständig entgleiten, um für Viernheim den Kampf zu retten. Den zweiten vollen Punkt für Viernheim erzielte am achten Brett Annmarie Mütsch souverän. Beim Stande von 4:3 versuchte wiederum Deggendorfs Boban Bogosavljevic sein Möglichstes, einen Punkt zu retten, aber mehr als ein Remis war nicht drin.  

Georg Meier (vorne links) bei seinem zweiten Einsatz für den SC Viernheim. Bassem Amin (hinten links) gewann eine Partie, die eigentlich verloren war, und rettete den Südhessen das Match. | Foto: Stefan Spiegel/SC VIernheim
Neuzugang Georg Meier (vorne links) bei seinem zweiten Einsatz für den SC Viernheim. Bassem Amin (hinten links) gewann eine Partie, die eigentlich verloren war, und rettete den Südhessen das Match. | Foto: Stefan Spiegel/SC VIernheim

g

Erster Saisonpunkt für Aufsteiger Remagen-Sinzig – und das gegen den Tabellenführer, und das trotz einer Niederlage von Wassily Iwantschuk am ersten Brett. Während die ukrainische Legende eine fast dreijährige Turnierschachpause nicht vollständig abzuschütteln vermochte, erwischte auf der anderen Seite des Brettes Iwantschuks langjähriger Nationalmannschaftskollege Pavel Eljanow einen Sahnetag.

.,

,

Aus Solinger Sicht der ersehnte Sieg über den Angstgegner von der Weser, aus Bremer Sicht eine vermeidbare Niederlage, über die sich speziell Zbynek Hracek geärgert haben wird. Im Duell der Routiniers gegen Loek van Wely akzeptierte der Tscheche in beiderseitiger Zeitnot und mit Minusqualität das Remisangebot des Niederländers. Mit etwas mehr Zeit auf der Uhr wäre ihm gewiss aufgefallen, dass er auf Gewinn steht.

,

Lange liefen die Mülheimer einem Rückstand hinterher, nachdem am siebten Brett Valentin Buckels gegen Robert Zelcic unter die Räder gekommen war. Thai Dai Van Nguyen (Brett zwei) gelang gegen Robert Markus der Ausgleich. Schließlich stand es 3,5:3,5, und zwischen Liam Vrolijk und Mladen Palac am sechsten Brett konnte bei beiderseits offenen Königen alles passieren. Am Ende neigte sich Waage zugunsten des Niederländers, der den Schlussakkord so zelebrierte:

h
Andere Leute würden hier mit 85.Kg6 die Partie beenden. Vrolijk beendete sie mit 85.Tf8+ Txf8 86.Kg6.

 

Weitere Artikel