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Baden-Baden dreht den Kampf in der fünften Stunde (14. Spieltag)

Die OSG Baden-Baden steht vor der Titelverteidigung. Am 14. Spieltag im mutmaßlich entscheidenden Match gegen den punktgleichen Co-Tabellenführer SC Viernheim gelang den Badenern ein 5:3-Sieg. Am Sonntag gegen den Tabellendritten SG Solingen würde Baden-Baden ein 4:4 zur erneuten Meisterschaft reichen. Es wäre der 15. Titel in 16 Spielzeiten.

Die vier Absteiger in die zweite Bundesliga stehen fest. Augsburg, Düsseldorf, König Tegel Berlin und Aachen werden in der kommenden Saison in der zweiten Bundesliga spielen. Dresden hat sich durch ein 6,5:1,5 gegen Aachen gerettet, während Düsseldorf ein 4:4 gegen Augsburg nicht reichte. Nur im Fall eines Sieges hätten die Düsseldorfer die Chance gehabt, am 15. Spieltag Dresden durch einen Sieg im direkten Vergleich zu überholen.

 

Yuriy Kryvoruchko (links) weiß, es ist aus. Richard Rapport weiß das auch. | Foto: Paul Meyer-Dunker/Deutscher Schachbund

Der Sieg des Rekordmeisters über die nach Brettpunkten weit vorne liegenden Viernheimer hatte sich mehr als vier Stunden lang überhaupt nicht abgezeichnet. Eigentlich hatte es danach ausgesehen, als komme Baden-Baden an keinem Brett in die Nähe eines vollen Punktes, während am achten Brett Viernheims Dennis Wagner entscheidenden Vorteil gegen Arkadij Naiditsch herausgespielt, aber mit der Uhr zu kämpfen hatte.

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Naiditsch gelang es trotz zweier Minusbauern, die Partie kompliziert zu halten und Wagner immer neue Probleme zu stellen, bis der Viernheimer im 36. Zug unter enormem Zeitdruck den einzigen Gewinner finden musste, 36...Dc6:

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36...Dc6 hätte der weißen Dame den Zugriff auf die schwarze Grundreihe entzogen, unter Umständen sogar zu Damentausch geführt, und Schwarz könnte in der Folge seinen materiellen Mehrbesitz zur Geltung bringen.

Wagner griff mit 36...a5 fehl, und Naiditsch rettete sich mit der Schaukel De8+-e5-e8+ usw. in eine Zugwiederholung.

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Beinahe hätte die Schachbundesliga angesichts dieser Endspiele prognostiziert, dass Baden-Baden den Kampf nicht gewinnen wird. Diese Prognose wäre binnen Stundenfrist schlecht gealtert.

Aber auch danach sah es am ehesten nach 4:4 und Viernheimer Titelgewinn aus aus. Die beiden verbleibenden Endspiele schienen kaum (Rapport) bzw. keine (Paco Vallejo) Gewinnchancen zu bieten. Während auf Viernheimer Seite im Duell der Spanier David Anton zwar unter etwas Druck stand, aber seinen Laden dichtzuhalten schien, würde es auf Baden-Badener Seite eines Rapportschen Zaubertricks bedürfen, um doch noch irgendwie zu punkten.

Andererseits: Die Akteure waren am Ende ihrer zweiten Turnierpartie dieses Tages angelangt. Da passieren Fehler, zumal in rechenintensiven Endspielen. Zum Beispiel dieser, typischerweise geschehen im Zug nach der Zeitkontrolle. In einer Stellung, in der es für Weiß kein Durchkommen geben sollte, büßt 41...Ta7? wegen 42.Tb2! usw. den b-Bauern ein. Und auch Rapport sollte am Ende eines Königsmarsches ins gegnerische Lager plötzlich greifbare Chancen vorfinden.

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Dann ging es hin und her, begleitet von schwankenden Engine-Balken. Bei Rapport mal plus 8, dann wieder 0,0, bei Paco Vallejo mal plus 4, dann wieder 0,0. Die dahinter stehenden Glanzzüge und Fehler wird morgen wahrscheinlich unser Endspielexperte Karsten Müller erhellen. Sicher ist: Am Ende neigten sich beide Waagschalen gen Baden-Baden.

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Viernheim muss jetzt seinerseits doppelt punkten und auf einen Ausrutscher der Baden-Badener hoffen. Gänzlich abwegig ist das nicht. Baden-Baden bekommt es in der letzten Runde mit dem drittstärksten Team der Saison 2022 zu tun, mit der einzigen Mannschaft, der es in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Baden-Badener Meisterschaftsserie zu unterbrechen.

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Vallejo vs. Anton im Zentrum des Interesses. | Foto: Paul Meyer-Dunker/Deutscher Schachbund

Alle Einzelergebnisse der 14. Runde (via chess24):

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