OSG Baden-Baden: Deutscher Meister 2019-21
Nominell standen die Baden-Badener mit Fabiano Caruana, Viswanathan Anand, Maxime Vachier-Lagrave, Richard Rapport und anderen Elitegroßmeistern in der Schachbundesliga über den Dingen. Im Wettkampfbetrieb wurde es knapper, als ihnen lieb war. Am Ende brauchte die OSG Baden-Baden ein wenig Glück, um den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters zu verteidigen. Jetzt haben sie ihn zum 15. Mal gewonnen – am Ende einer denkwürdigen Saison, der längsten in der Geschichte der höchsten deutschen und weltstärksten Spielklasse.
Deutscher Meister (von links): Sven Noppes, Michael Adams, Richard Rapport, Sergej Movsesian, Radoslaw Wojtaszek, Etienne Bacrot, Rustam Kasimdzhanov, Maxime Vachier-Lagrave, Yannick Gozzoli, Vadim Milov, Viswanathan Anand, Patrick Bittner.
Nach der Niederlage der lange mit Baden-Baden gleichauf liegenden Hockenheimer im direkten Duell am 14. Spieltag gab es zum Abschluss am Sonntag nur noch eine theoretische Chance für den SV 1930 Hockenheim, den Titel zu gewinnen: ein möglichst hoher eigener Sieg über Deizisau, dazu eine Niederlage Baden-Badens gegen Speyer-Schwegenheim würden das Blatt noch wenden.
Stattdessen triumphierten die SF Deizisau, die ihren starken Auftritt beim Berliner Finale trotz des Fehlens von Vincent Keymer und Peter Leko einmal mehr bestätigten. Siege von Alexander Donchenko und Dmitrij Kollars, dazu sechs Punkteteilungen, führten zu einem 5:3-Sieg über Hockenheim, durch den die Grenke-Filiale vom Neckar sogar den zweiten Platz in der Abschlusstabelle eroberte. Hockenheim wird zum Abschied aus der Liga Dritter (die Mannschaft zieht sich in regionale Gefilde zurück).
Die Baden-Badener, nach Auskunft von Teamchef Patrick Bittner nach drei intensiven Doppelrunden auf dem Zahnfleisch unterwegs, wollten in der Finalrunde nichts anbrennen lassen. Die Bestbesetzung Anand, Vachier-Lagrave, Rapport, Wojtaszek und so weiter stellte auf Seiten des Titelverteidigers einen 2700er-Eloschnitt sicher, während auf Seiten der SG Speyer-Schwegenheim eine Reihe von Amateuren die Chance bekam, sich mit Elitegroßmeistern zu messen.
Das Ergebnis fiel standesgemäß aus: 7,5:0,5. Nur Schachfreund Viswanathan Anand widerfuhr, was demjenigen widerfahren kann, der gegen einen nominellen Außenseiter zur Berliner Verteidigung greift. Speyers Tom Kantans mit den weißen Steinen wählte das verbreitete Remisabspiel 6.dxe5 Sxb5 7.a4 usw. Dem lettischen Großmeister war offenbar ein halber Punkt wichtiger als eine Partie gegen einen Giganten des Sports.
Eine Notiz vom Tabellenende ist vor dem Hintergrund des gewaltigen Ringens an der Tabellenspitze an dieser Stelle bislang unerwähnt geblieben. Sie sei heute nachgetragen: Das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Aachener SV hat sich in der 13. Runde mit einem 4:4 gegen den SC Viernheim (!) den wohlverdienten Punkt gesichert. In der ewigen Bundesligatabelle springen die wackeren Aachener dadurch von Platz 94 auf 92.