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Bayern „verbessern sich von Jahr zu Jahr“

Zwischen zwei Plexiglas-Schreiben konstatiert Abteilungsleiter Jörg Wengler: „Wir können insgesamt zufrieden sein. Wir haben zwar nicht alle Chancen genutzt und Punkte liegen lassen, aber wir waren an Position sechs gesetzt und landeten auch dort. Wir hielten uns gut, nur gegen Viernheim und Baden-Baden waren wir chancenlos.“ 

Münchner Schachspieler zufrieden mit Platz sechs bei Meisterschaftsrunde

Teaserfoto: Christian Bossert
Text und sonstige Fotos: Hartmut Metz

Den anvisierten Platz erreichte die Schach-Abteilung des FC Bayern München bei der Meisterschaftsrunde in Karlsruhe dank des abschließenden 6:2 über den Aachener SV mit 4:10 Punkten, obwohl die Bedingungen mit Plexiglas über der Bretthälfte und zwischen den Spielern gewöhnungsbedürftig war. Zuvor hatte der Tabellenachte der bis März 2021 unterbrochenen Bundesliga-Saison ebenso das andere Schlusslicht SF Berlin (beide 1:13 Zähler) mit 5:3 bezwungen. Herausragender Spieler der Münchner war Valentin Dragnev. Der österreichische Nationalspieler holte an vorderer Front famose 3,5/6 gegen Topleute. Er schlug den Spanier David Anton Guijarro in Diensten von Viernheim und remisierte fünf weitere Begegnungen. Das ergab eine Performance von rund 2670 Elo.

Stark präsentierte sich überdies Sebastian Bogner (3/5), der an Brett eins und zwei ungeschlagen blieb.

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Sebastian Bogner bleibt an Brett eins und zwei ungeschlagen

Dass die drei Spitzenspieler insgesamt knapp über 50 Prozent blieben, dazu trug auch die Nummer eins der Bayern, Niclas Huschenbeth (2,5/6), bei. Als einziger unzufrieden war unter den jungen Großmeistern Noel Studer. „Er beklagte drei unnötige Niederlagen“, berichtet Bayern-Kapitän Jörg Wengler. Immerhin agierte der Schweizer kompromisslos mit zwei Siegen und vier Niederlagen. Die meisten Punkte holte für den „FC Ruhmreich“ der Schwede Martin Lokander an Brett fünf bis sieben drei Partien mit 4,5/7.

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Der Schwede Martin Lokander holt als erfolgreichster Bayern-Spieler drei Einzelsiege

An die nominell stärkeren Oktette aus dem schwäbischen Deizisau (10:4), Werder Bremen (8:6) und Altmeister SG Solingen (6:8) reichten die Münchner nicht heran. „Gegen Deizisau waren wir ganz knapp dran“, betont Dragnev mit Blick auf die 3,5:4,5-Niederlage gegen den Drittplatzierten. „wir boten insgesamt eine solide Leistung. Wir hatten gehofft, dass wir die Außenseiter bezwingen. Das gelang. Zudem eroberten wir den ein oder anderen Brettpunkt, auch wenn uns kein Favoritensturz gelang. Immerhin zeigte sich erneut, dass wir uns von Jahr zu Jahr verbessern“, sieht Dragnev eine Entwicklung hin zu früherer Stärke.

Nur gegen die beiden badischen Überteams standen die Münchner bei dem Sonderevent auf verlorenem Posten: Die OSG Baden-Baden und der SC Viernheim pflügten nach dem Verzicht des Bundesliga-Tabellenzweiten Hockenheim durch das Feld, schlugen die Bayern 7:1 beziehungsweise 5,5:2,5 und gewannen auch die anderen fünf Begegnungen klar. So kam es am Sonntagmittag zum Showdown während des schachlichen Lockdowns. Bisher gab es höchstens „drei, vier Wettkämpfe mit solch geballter Anzahl an Weltklassespielern“, meinte das Berliner Bundesliga-Urgestein Rainer Polzin als Beobachter an einem Nebenbrett.

Die Sensation blieb jedoch Viernheim versagt. Die OSG setzte etwas glücklich ihre Serie durch ein dramatisches 4,5:3,5 mit dem 14. Titel in 15 Jahren fort. Ob diese erdrückende Dominanz des „FC Bayern des Schachsports“ anhält, entscheidet sich wohl eher an der Börse: Die Kurstädter werden von der im M-DAX gelisteten Grenke Leasing AG gesponsert, deren Aktienkurs nach Betrugsvorwürfen in der Vorwoche Kapriolen schlug und heftig einbrach.

Die Bayern waren aber voll des Lobes über den Sponsor und Ausrichter aus Baden-Baden – und das nicht nur, weil sie anders als Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga ein 0:8 als Höchststrafe gegen den Branchenprimus vermeiden konnten. „Es war schön, dass der Wettbewerb überhaupt stattfand! Baden-Baden hat erheblichen finanziellen Aufwand dafür betrieben und alles perfekt organisiert“, dankt Wengler den Verantwortlichen um Sven Noppes. „Jeder Verein bemühte sich bis auf die Berliner, die wohl Probleme hatten, ihre besten Leute ans Brett zu bringen. Jeder Spieler freute sich darauf. Entsprechend attraktiv war die Meisterrunde. Natürlich war die Atmosphäre gewöhnungsbedürftig, aber es war ein erster Schritt zurück in die Normalität!“, betont der Bayern-Abteilungsleiter.

Mit seiner „verjüngten Mannschaft“ sieht er sein Team ebenso wie Dragnev auf dem richtigen Weg. Nun wolle man im Frühjahr erst den „Klassenerhalt in der Bundesliga sichern. Mit Platz acht sieht das ja gut aus. Danach sehen wir weiter“. Positiv blickt Wengler auch auf das künftige Meisterschaftsrennen voraus: „Es ist doch schön, wenn mit Viernheim an der Spitze Konkurrenz herrscht und das Titelrennen nicht so einseitig verläuft.“

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