„Wer Lister nicht schlägt, steigt ab!“
Die Münchner Teams empfangen am dritten und vierten Spieltag daheim die Dresdner und den Aufsteiger HSK Lister Turm Hannover. „Wer Lister nicht schlägt, steigt ab!“, stellt Gerald Hertneck unverblümt fest. Die Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang muss daher den Mitaufsteiger aus Hannover am Samstag (14 Uhr) bezwingen, um gute Karten im Kampf um den Klassenerhalt in der Hand zu halten. Der HSK Lister Turm verzichtet auf Großmeister und lässt seine Spieler, die den Aufstieg schafften, das Oberhaus genießen – auch auf die Gefahr hin, dass die Niedersachsen zum Prügelknaben in der Bundesliga avancieren. Mit einer 1:7- und einer 1,5:6,5-Niederlage stürzten die Hannoveraner auch gleich zum Saison-Auftakt auf den letzten Platz ab. MSA ist mit 1:3 Zählern passabel gestartet und möchte in der BayernLB Sportarena sein Punktekonto zunächst ausgleichen.
Der beliebte wie eloquente Großmeister Klaus Bischoff kommentiert zur Freude der Fans die Partien in der BayernLB Sportarena live und verzichtet deshalb auf Einsätze im Team des FC Bayern. | Foto: Wolfgang Galow
Ob mehr möglich ist, lässt Großmeister Hertneck offen. „Das hängt von der Dresdner Aufstellung ab. Die sind unberechenbar“, weiß der Münchner vor dem Duell, das am Sonntag um 10 Uhr beginnt. „Immerhin müssen wir bei dem Schmuddelwetter nicht reisen“, sieht der MSA-Kapitän einen leichten Vorteil für seinen Achter. Hertneck schränkt jedoch gleich ein: „Dresden hat beide Auftaktkämpfe mit Pech zweimal 3,5:4,5 knapp verloren. Wenn wir drei Punkte am Wochenende holen, sind wir hochzufrieden.“
Auf alle vier Zähler hofft der Hausherr in der BayernLB Sportarena. „Wir wollen die Punkte holen, um in Ruhe den Rest der Saison bestreiten zu können, wenn die großen Kaliber auf uns treffen“, bekennt Jörg Wengler. Der FC Bayern München hätte dann stolze 8:0 Punkte – so gut startete der neunfache deutsche Meister zuletzt in den 90er Jahren, als der FCB einen Titel an den anderen reihte. Dass sein gefestigtes Team am Sonntag Lister Turm schlagen muss, weiß der Bayern-Abteilungsleiter, auch wenn er einschränkt, „es gibt keine Selbstläufer in der Bundesliga“. Allerdings ist die Rollenverteilung eindeutig: Der nominell stärkste Mann der Hannoveraner, Spitzenspieler Ilja Schneider, wäre mit seiner Elo-Zahl von 2468 gerade einmal die Nummer zehn im Kader des FC Bayern, knapp vor Klaus Bischoff.
Gegen den USV TU Dresden sieht Wengler dagegen ein „offenes Match. Wir haben gegen die Sachsen schon gewonnen, aber auch verloren“. Wengler hofft darauf, dass am Samstag viele Schachspieler den launigen Kommentaren von Klaus Bischoff lauschen. Der Bayern-Großmeister sitzt zur Freude seiner Fans nicht selbst am Brett, sondern gibt seinen unterhaltsamen „Senf“ live zu den 16 Partien dazu. Sonntags erwartet Bayern-Kapitän Wengler weniger Zuschauer, weil „die Amateure ihre eigenen Rundenspiele bestreiten“. Unabhängig davon hofft er auf einen Traumstart des Europacupsiegers von 1992, denn „dann sind wir unten weit weg“. Das wäre für ihn eine Beruhigungspille, bevor es zum starken Aufsteiger Ötigheim geht, der mit dem nur 20 Kilometer entfernt liegenden Abonnementmeister OSG Baden-Baden zusammen ein unangenehmes Reisegespann bildet.