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Traumstart für den FC Bayern (Bericht aus München)

Jörg Wengler fühlte sich zwar am Wochenende „um zehn Jahre gealtert“, aber nach der fingernägelkauenden Strapaze durfte sich der Abteilungsleiter des FC Bayern München entspannen: „Wir haben den Saisonstart geschafft, den wir uns erträumten!“, freute sich Wengler. Sein Oktett hat in Neuwied 4:0 Punkte erobert und ist damit in der Schach-Bundesliga eines von sieben Teams, die einen optimalen Saisoneinstand verbuchten. Ja, in der 16er-Liga liegt der FC Bayern sogar vor dem „FC Bayern des Schachs“: Abonnementmeister OSG Baden-Baden patzte überraschend beim 4:4 gegen den Hamburger SK am Sonntag. So liegt die Weltauswahl mit 3:1 Zählern nur auf dem ungewohnten Rang acht.

Fan-Liebling Niclas Huschenbeth (2.v.r.) ebnet am ersten Spieltag dem FC Bayern mit seinem Sieg über Martin Krämer den Weg zu einem 5:3-Sieg über Heimbach-Weis-Neuwied. | via FC Bayern München

Besser machten es die Münchner: Gegen Aufsteiger SC Heimbach-Weis-Neuwied sahen die Bayern-Fans am Samstag quasi einen Hattrick. Binnen kurzer Zeit sorgten die beiden Spitzenspieler Seyed Tabatabaei und Niclas Huschenbeth sowie der Schweizer Großmeister Nicolas Georgiadis für klare Verhältnisse. Vier Partien endeten friedlich, so dass die Niederlage von Linus Johansson nicht ins Gewicht fiel. Ein weiteres 5:3 ließen der FCB am Sonntag gegen den SC Remagen-Sinzig folgen. Dabei musste kein Münchner dem Gegner gratulieren. Bei sechs Remis garantierten der Iraner Pouya Idani und Valentin Dragnev den Mannschaftserfolg. Der Österreicher, der Twan Burg schlug, freute sich entsprechend: „ Es ist echt super gelaufen für uns. Auf jeden Fall ein schöner Auftakt“, sagte Dragnev.

Weil er zu seinem Flieger eilen musste, konnte er nicht sagen, warum Vojtech Plat gegen Idani eigentlich aufgab. Die Schlussstellung auf dem Live-Brett zeigte eine relativ simple Remis-Position nach 77 Zügen trotz der zwei verbundenen schwarzen Bauern auf g3 und f4

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Schwarz kann keine Fortschritte erzielen, ohne dass Weiß erst einen Bauern erobert und dann den zweiten auf dem Weg zur Dame aufhält. Auch das Schach auf h2+ hilft nicht, weil Kg4 den f-Bauern befragt.

Niclas Huschenbeth löste das Rätsel an seinem Nebenbrett auf: „Die Partie endete mit 73...Tf1. Die Züge danach stammen von der Analyse, die die beiden auf dem Übertragungsbrett ausführten“, berichtete der Bayern-Großmeister von der richtigen Schlussstellung.

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Vermutlich wollte Idani Plat zeigen, dass Tf2 statt Tf1 nicht gereicht hätte zum vollen Punkt. So kann Schwarz auf 74.Kh4 nun gewinnen mit Th1+ und 75.Kxg3 scheitert an Tg1+ nebst Txg7. Geht der König zurück nach g5, folgt 76...g2 nebst 77...g1D.

„Das war aber merklich schwieriger als am Tag zuvor“, belasteten „mehrere kritische Partien“ Wenglers Nervenkostüm. Letztlich lohnte sich die Zitterei, sieht sich der FC Bayern nun doch laut Wengler mit den „extrem wichtigen vier Zählern aus Duellen gegen zwei Teams, die auch nach unten blicken“, gut aufgestellt im Kampf um den Klassenerhalt. Derlei erleichtert kann Gerald Hertneck nicht sein. Drei Jahre nach der Rückkehr ins Oberhaus gelang der Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang kein so gelungenes Comeback wie dem Lokalrivalen.

„Erste Liga deutlich härter als zweite Liga“

„Wir mussten feststellen, dass in der ersten Liga deutlich härter gespielt wird als in der zweiten Liga“, konstatierte Gerald Hertneck. Entsprechend zeigte sich der ehemalige Weltklasse-Großmeister „mit den Ergebnissen am Wochenende nicht ganz zufrieden“. Obwohl MSA nur zwei von 16 Partien verlor, reichte es lediglich zu einem 4:4 gegen Remagen Sinzig. Der ukrainische Neuzugang Pawel Eljanow schlug Mircea Parligras am Spitzenbrett.

Das blieb jedoch der einzige volle Punkt des Aufsteigers. Vojtech Plat sorgte für den Ausgleich gegen MSA-Spieler David Shengelia. Sechs Remis gesellten sich dazu. Gar sieben Friedensschlüsse gab es im Aufsteiger-Duell am Sonntag mit Heimbach-Weis-Neuwied. Unglücksrabe auf Münchner Seite war Valentin Baidetskyi. Gegen Jan Krejci hatte er einen Zug lang eine gute Möglichkeit, um etwas Vorteil zu erlangen, berichtete Hertneck. Nach der verpassten Gelegenheit, bei der Weiß freiwillig seinen König in einen potenziellen Abzug auf der g-Linie hätte ziehen müssen, übernahm Schwarz die Regie und holte den entscheidenden Zähler zum 3,5:4,5 aus Münchner Sicht.

Nation
GER
Titel
GM
Elo
2607
DWZ
2596
Punkte
5.5
Partien
11
Nation
AUT
Titel
GM
Elo
2571
DWZ
2602
Punkte
7
Partien
14
Nation
UKR
Titel
GM
Elo
2706
DWZ
2698
Punkte
7.5
Partien
12
Nation
CZE
Titel
GM
Elo
2506
DWZ
2546
Punkte
5
Partien
14
Nation
IRI
Titel
GM
Elo
2602
DWZ
2624
Punkte
5.5
Partien
12

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