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Das T-Shirt zum Derbysieg

Dass die OSG Baden-Baden zum 16. Mal in 17 Jahren deutscher Mannschaftsmeister wird, war keine Überraschung. Die Weltauswahl aus der Kurstadt schlug im direkten Duell den SC Viernheim mit 5:3 und lag am Ende der Bundesliga-Saison mit makellosen 30:0 Punkten vor dem Verfolger (27:3). Eine größere Überraschung war hingegen bei der Endrunde im Bremer Weserstadion, dass der Münchener SC 1836 im Derby den FC Bayern München mit 4,5:3,5 bezwang. Zudem überflügelte der Aufsteiger bei jeweils 15:15 Zählern die Bayern dank der Brettpunkte mit 63 gegenüber 62 hauchdünn als Tabellenneunter.

Besser als die Bayern: Das neue MSC-1836-Trikot.

Vereinsboss Michael Reiß zeigte sich „positiv überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet“. Daher bestellte er in der ersten Euphorie im Internet ein T-Shirt mit dem Aufdruck „MSC 1836 – Best Chess Club in Town“! Dass sein Schachclub der beste in der Stadt ist, sieht Reiß eher als Jux, auch wenn ihn es freut: „Die Bayern sind besser als wir.“

Die Schach-Abteilung der Bayern konnte das jedoch in den fünf letzten Runden nicht beweisen. Gegen schlagbare Gegner aus dem Mittelfeld kassierte der bisherige Tabellensechste vier Niederlagen gegen Mülheim-Nord (2,5:5,5), Werder Bremen (3:5), den MSC 1836 und den Hamburger SK (3,5:4,5) und gewann nur das letzte Saison-Match gegen den Tabellenfünften Doppelbauer Turm Kiel mit 5:3. Den wollte der FCB eigentlich als Tabellenfünfter überflügeln. Doch die Negativserie ließ die Hoffnungen, die Großmeister Valentin Dragnev im Vorfeld geäußert hatte, zerschellen. Sein Team verzichtete auf die Bestbesetzung und bekam dafür die Quittung.

Besser löste der Lokalrivale seine Aufgaben: Die Endrunde in Bremen begann mit einem 4:4 gegen Gastgeber Werder. Ein 3,5:4,5 gegen Mülheim-Nord folgte der Derby-Sieg, ein deutliches 2:6 gegen Kiel und ein unerwartetes 6:2 über den Hamburger SK. „Das hatten wir nach der Ernüchterung gegen Kiel gar nicht auf der Rechnung“, gestand Reiß und sprach angesichts der schwankenden Resultate von einem „Ball verkehrt“.

Mit der ausgeglichenen Bilanz von 5:5 Punkten in Bremen kann der drittälteste deutsche Schachclub sehr zufrieden sein, schließlich fehlten die Topscorer im Weserstadion: Herausragender Spieler des MSC Parham Maghsoodloo. Der iranische Großmeister holte 5 von 6 Punkten. Der Kroate Ivan Saric kam auf 6/8. Spitzenspieler Gawain Jones konnte mit seiner Bilanz von 4,5/13 hingegen nicht zufrieden sein. Über 50 Prozent lagen außerdem Pawel Eljanow (1,5/2), Sasa Martinovic (7/13), Lev Yankelevich (3,5/4), William Watson (3/5), Branko Tadic (2,5/3) und  Andreas Ciolek. Dessen 6,5/12 sind umso bemerkenswerter, weil der MSC-Kapitän mit einer Elo-Zahl von 2287 nur in seiner ersten Partie nominell favorisiert war.

Alexander Zajogin beendete die Saison mit einer IM-Norm. | Foto: Jörg Wengler/FC Bayern
Alexander Zajogin beendete die Saison mit einer IM-Norm. | Foto: Jörg Wengler/FC Bayern

Bei den Bayern holte der österreichische Großmeister Dragnev mit 5,5/9 die meisten Punkte. Alexander Zajogin reichten 5/9, um eine Norm für den Titel als Internationaler Meister zu schaffen. Die ersten sechs Bretter des „FC Ruhmreich“ kamen alle knapp an die 50-Prozent-Marke heran oder lagen einen halben Punkt darüber oder darunter. Neuzugang Niclas Huschenbeth überzeugte dabei an Brett eins mit 5,5/11. Die Schweizer Nicolas Georgiadis (3/4) und Oliver Kurmann (4/6) waren prozentual gesehen die emsigsten Punktesammler im Team. Michael Fedorovsky (4,5/8) und Peter Meister (2,5/4) schnitten ebenfalls positiv ab. Die Waage hielten sich die Ergebnisse bei Altmeister Zoltan Ribli (2,5/5).

Reich illustrierter Bericht zur Endrunde beim FC Bayern

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