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Mühe mit den Münchner Clubs: FC Bayern schlägt Deizisau

„Das Ziel liegt auf der rechten Seite!“, erfahren die Bundesligaspieler gut vernehmlich, als ein zweiter Schiedsrichter mit seinem Smartphone abgehetzt, weil verspätet, in den Spielsaal der OSG Baden-Baden gelangt. Die Information von Google Maps kam zu früh für die Spieler, um so nützlich wie gewohnt zu sein: Während der Schiri tatsächlich nach der Treppe im LA8 rechts zu seinem Tisch abbiegen musste, stellten sich die Spieler die verzweifelte Frage, wo das allwissende Google das Ziel verortet: Aus Sicht des Weiß-Spielers, also am Königsflügel? Oder aus Sicht von Schwarz, womit dann eher Aktionen am Damenflügel eingeleitet werden sollten … Es blieb Interpretationssache, jedenfalls kam es letztlich an beiden Flügeln zu spannenden Kämpfen.

Der Engländer Gawain Jones (rechts) remisierte am Spitzenbrett für den Münchener SC 1836 gegen das deutsche Ausnahmetalent Vincent Keymer in Diensten von Deizisau. | Foto: Hartmut Metz

Die Münchner Schachclubs haben zwar in der Kurstadt am Wochenende drei von vier Spielen verloren – dennoch zeigten sie eine starke Leistung und verkauften sich teuer. Aufsteiger Münchener SC 1836  schnupperte erst am Samstag beim 3,5:4,5 gegen den Tabellenvierten SF Deizisau (16:4 Punkte) an einer Überraschung und unterlag am Sonntag Serienmeister OSG Baden-Baden (20:0) ebenfalls so knapp. Die Abteilung des FC Bayern München konnte zwar gegen den „FC Bayern des Schachs“ die Vorjahressensation nicht wiederholen, war aber beim 3:5 ebenfalls nah dran. Alexander Zajogin hätte Nationalspieler Georg Meier bezwingen können, nahm aber dessen geschicktes Remis-Angebot lieber an. Den Damentausch zu vermeiden und den weißen König in ein Abzugsschach zu zwingen lag eigentlich auf der Hand.

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Alexander Zajogin hätte ein perfektes Wochenende feiern können, doch einigte sich der Bayern-Spieler gegen Georg Meier in Gewinnstellung auf Remis. | Foto: Hartmut Metz

Den Großmeister-Skalp holte sich Zajogin dafür am Sonntag gegen den ehemaligen Top-Ten-Spieler Michal Krasenkow. So trug er zum unerwarteten 5:3-Erfolg über Deizisau bei. Mit 13:7 Punkten etablieren sich die Bayern zunehmend als Spitzenmannschaft und liegen auf Platz sechs. Lokalrivale MSC 1836 ist mit 10:10 Zählern Achter. Um den Klassenerhalt muss der Aufsteiger bei sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge 13 bis 16 nicht mehr bangen – schon gar nicht mit den Leistungen in der Kurstadt. Titelverteidiger OSG Baden-Baden drohte der erste Punktverlust der Saison, nachdem der Iraner Parham Maghsoodloo den ehemaligen englischen Weltranglistenvierten Michael Adams entzauberte und der erst am Sonntag aufgetauchte William Watson Meier nun doch die erste Saison-Niederlage beibrachte. Doch mit drei Siegen von Rustam Kasimdschanow, Alexander Donchenko und Etienne Bacrot rissen die Kurstädter das Ruder noch herum.

„Da sieht man die Klasse der Baden-Badener: Dreimal remis mit Schwarz, danach ziehen sie es an den anderen Brettern durch“, hatte Zuschauer Markus Ehrlacher bereits am Tag zuvor festgestellt, als die OSG auch gegen den FC Bayern den Kopf aus der Schlinge zog. Bei sechs Friedensschlüssen ebneten Arkadij Naiditsch gegen Linus Johansson und Francisco Vallejo Pons den Weg, damit der Meister mit Viernheim gleichauf bleibt. Der Spanier Vallejo Pons zelebrierte am Spitzenbrett einen feinen Franzosen. Niclas Huschenbeth verteidigte sich zwar in schwieriger Lage heroisch, aber „Paco“ ließ sich nicht mehr vom Pfad des Sieges abbringen und fiel auf keine weiße Finte herein.

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Der angeschlagene Klaus Bischoff biss auf die Zähne und zeigte sie besonders beim Erfolg über Zdenko Kozul. | Foto: Hartmut Metz

Besser machte es das Team von Jörg Wengler gegen die SF Deizisau, bei denen Organisator Sven Noppes krankheitshalber passen musste: An den drei Spitzenbrettern remisierten die Münchner gegen die Schwaben und deren Asse Vincent Keymer, Matthias Blübaum und Gata Kamsky, dahinter verlor zwar der Österreicher Valentin Dragnev gegen den mit einer Manschette spielenden Dimitrij Kollars. Doch Klaus Bischoff biss im Duell der Altmeister auf die Zähne und zeigte sie gegen Zdenko Kozul - obwohl er ebenso wie Kollars stark angeschlagen wirkte, sprich mit der Hand nur mühsam und sehr zittrig schreiben konnte. Deshalb freute sich Blitzkünstler Bischoff am Samstag bereits über  ein „rausgemauertes Remis“ gegen den im vollen Saft stehenden Donchenko. Tags darauf führte der Routinier zusammen mit Zajogin sowie dem Schweden Linus Johansson, der Topscorer Andreas Heimann nach zunächst 7,5/9 die erste Saison-Schlappe beibrachte, zum unerwarteten 5:3.

Eine Überraschung schien auch für den MSC 1836 gegen Deizisau möglich. Dominik Horvath bezwang den starken Kroaten Kozul, doch Dirk Hennig unterlag Krasenkow und vor allem Gert Schnider, der Heimann einige Sorgenfalten auf die Stirn trieb, zog letztlich den Kürzeren beim 3,5:4,5. Vielleicht hätte Schnider doch auf Google Maps hören und auf seiner rechten Seite die schwarzen Bauern besser schützen sollen ...

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