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Kellerkinder punkten, Solingen fällt zurück (9. Spieltag)

Nach dem achten Spieltag standen noch drei Teams ohne Punkte da. Nach dem neunten hat sich die Zahl der Punktlosen auf null reduziert. Während Aachen und Aufsteiger SK König Tegel sich 4:4 trennten, gelang dem USV TU Dresden gegen Kiel ein unerwarteter Coup. An der Tabellenspitze ist Solingen nach einer knappen, umkämpften Niederlage gegen Werder Bremen zurückgefallen.

Einst die Nummer zwei der Welt, mehrfacher WM-Kandidat: Jan Timman (70) feierte in den Reihen der Düsseldorfer am neunten Spieltag seine Bundesliga-Premiere 2022 - und steuerte einen halben Punkt zum Teilerfolg seiner Mannschaft bei. | Foto: Ralf Rache

Hamburger SK – BCA Augsburg 5:3

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6,5 Punkte aus 9 Partien gegen einen Eloschnitt von etwa 2470 – eine Großmeisternorm. Frederik Svane hat diese Leistung jetzt binnen 24 Stunden zwei Mal vollbracht. Nach seinem zweiten Platz beim GM-Turnier in Hamburg am Freitag genügte dem 17-Jährigen am Samstag ein Remis, um mit seiner Bundesligaperformance aus den ersten neun Spieltagen die dritte und letzte Norm unter Dach und Fach zu bringen:

GM Frederik Svane!

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SK Doppelbauer Turm Kiel – USV TU Dresden 3,5:4,5

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Ganz wichtiger Sieg für die bis dahin punktlosen Dresdner, die nun weiter hoffen dürfen, die Klasse zu halten. Die Kieler müssen sich derweil ungeachtet ihres elostarken Kaders vorerst im Mittelfeld der Bundesligatabelle einsortieren.

OSG Baden-Baden – FC Bayern München 5:3

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Die zweite Niederlage in Folge gegen den FC Bayern wollte der Deutsche Meister unbedingt vermeiden, das dokumentierte schon die Aufstellung. Stark wie nie in dieser Saison gingen Baden-Baden ins Gefecht, gewann auch pflichtgemäß, war aber nie in der Nähe eines Kantersieges. Stattdessen können sich die Gastgeber glücklich schätzen, dass am achten Brett Alexander Fajogin seine Gewinnstellung gegen Georg Meier per Dauerschach remis gab.

Nach und nach hatten die Baden-Badener drei ihrer Schwarzpartien unentschieden gegeben in der Hoffnung, dass es die „Weißen“ schon richten, genährt von dem Umstand, dass sich beim „Schwarzen“ Paco Vallejo Pons und Arkadij Naiditsch die Dinge günstig zu entwickeln schienen. Am Ende ging diese Taktik auf.

Nominell so stark wie nie in dieser Saison: Baden-Badener mit (von vorne) Georg Meier, Arkadij Naiditsch, Rustam Kadimdzhanov und Michael Adams. | Foto via FC Bayern Schach/Twitter
Nominell so stark wie nie in dieser Saison: Baden-Baden mit (von vorne) Georg Meier, Arkadij Naiditsch, Rustam Kasimdzhanov und Michael Adams. | Foto via FC Bayern Schach/Twitter

SF Deizisau – Münchener SC 1836 4,5:3,5

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Dass Gert Schnider bei seiner Saisonpremiere für München der Marshall-Angriff missraten war, zeichnete sich bald ab – und ebenso die Niederlage der Gäste, deren Teamchef Michael Reiß vor dem Kampf eine verbale Spitze Richtung Deizisau abgefeuert hatte. Obwohl es knapp war, gelang es den Bayern nicht, Deizisau, wie erhofft, „ein Bein zu stellen“, über das die zweite Grenke-Mannschaft hätte stolpern können.

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Vielmehr hatte es am zweiten Brett Europameister Matthias Blübaum in der Hand, den Sieg höher ausfallen zu lassen. Es wäre ein Start-Ziel-Sieg gegen die iranische Nummer eins Parham Maghsoodloo gewesen, der sich aus der Eröffnung heraus starken Drucks erwehren musste. Aber Blübaum gelang es nicht, seinen gewinnträchtigen Vorteil im Turmendspiel zu verwerten.

München 36 und die SF Deizisau unter Baden-Badener Kronleuchtern. | Foto via Münchener SC/Twitter
München 36 und die SF Deizisau unter Baden-Badener Kronleuchtern. | Foto via Münchener SC/Twitter

SV Werder Bremen – SG Solingen 4,5:3,5

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Der Endspielkunst von Kirill Shevhchenko und Romain Edouard verdanken die Bremer zwei Punkte, die sie vielleicht erhofft hatten, aber unmöglich eingeplant haben können. Während der Franzose ein trickreiches Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu gewinnen vermochte, gelang es dem Ukrainer, ein nicht minder trickreiches Damenendspiel für sich zu entscheiden.

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Der Einschätzung "Endspielkunst" würde Romain Edouard eher nicht zustimmen.

Eigentlich hatte es gut für die Solinger begonnen, deren 2700er am Spitzenbrett, Jorden van Foreest, sich substanziellen Vorteil erkämpfte, während Loek van Wely am fünften Brett bald die Siegerstraße beschritt. Aber die Partie ganz oben drehte sich, dazu Edouards Endspiel, und nun müssen die Solinger ihre Rolle als unmittelbarer Verfolger des Spitzenduos vorerst aufgeben.

Was gut für Jorden van Foreest (rechts) begonnen hatte, endete umso besser für Kirill Shevchenko. | Foto: Werder Bremen
Was gut für Jorden van Foreest (rechts) begonnen hatte, endete umso besser für Kirill Shevchenko. | Foto: Werder Bremen

SV Mülheim Nord – SC Viernheim 1,5:6,5

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In Sichtweite des großen Regisseurs Johan Micoud nahmen Mülheimer und Viernheimer an den Brettern Platz.

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Auf Mülheimer Seite nahm man das gelassen zur Kenntnis. Bei der Mannschaft aus dem Pott hätte wahrscheinlich das Antlitz von Willi „Ente“ Lippens mehr Emotion erzeugt. Anders sah es bei den beiden Franzosen im Viernheimer Team aus. Vom Anblick des einstigen Bremer Fußballstars inspiriert, trugen Sébastien Mazé und Fabien Libiszewski 1,5 Punkte zum deutlichen und ungefährdeten Sieg der Viernheimer bei.

Die Gäste werden es verschmerzen können. Mit acht Zählern haben sie sich (vorerst) einen ausreichenden Abstand zur roten Tabellenzone erarbeitet. Die Viernheimer wiederum haben dem Druck des Gewinnenmüssens standgehalten. Die Südhessen bleiben vorne, sie haben ihre Führung nach Brettpunkten sogar ausgebaut.

Düsseldorfer SK – SF Berlin 4:4

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Wer in einer Mannschaft Schach spielt, kennt dieses Druck-Szenario: Die letzte, entscheidende Partie läuft, und die Spieler beider Teams stehen nahe am Geschehen und fiebern mit. Alexander Berelowitsch hatte es in der Hand, in diesem Szenario zum Düsseldorfer Helden zu werden - er hätte "nur" sein günstiges Endspiel gegen Szymon Gumularz gewinnen müssen. Das wäre der zweite Sieg in Folge für den Aufsteiger aus dem Rheinland gewesen - trotz einer Niederlage des am ersten Brett zuletzt so prächtig aufspielenden Andreij Volotikin, die seinen Gegenspieler Kacper Piorun besonders entzückte, wie er direkt nach der Partie auf Twitter mitteilte:

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Weil aber Hampus Sörensen die Berliner Führung ausglich, hatte es am Ende Berelowitsch für Düsseldorf in der Hand - und vergab den Matchball.

Gewinnt er das? Alexander Berelowitsch (links) kämpft, die Kollegen fiebern mit. | Foto via Düsseldorfer SK/Twitter
Gewinnt er das? Alexander Berelowitsch (links) kämpft, die Kollegen fiebern mit. | Foto via Düsseldorfer SK/Twitter

Noch vor dem Anpfiff war unter Beobachtern Entzücken angesichts der Düsseldorfer Aufstellung ausgebrochen. Jan Timman, einstige Nummer zwei der Welt, feierte seine Premiere in der Saison 2022. Am dritten Brett steuerte der 70-Jährige einen halben Punkt zum Teilerfolg bei.

Aachener SV – SK König Tegel Berlin 4:4

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4:4, das einzig mögliche Ergebnis zwischen diesen beiden, das dazu führt, dass nach dem neunten Spieltag keine Mannschaft mehr mit null Punkten dasteht. Von Friedlichkeit war der Vergleich der beiden Kellerkinder aber nicht geprägt. Eine Reihe Partien lief bis weit über die erste Zeitkontrolle hinaus. Thomas Koch versuchte gar 80 Züge lang, seinen Mini-Endspielvorteil in Zählbares zu verwandeln.

René Stern (vorne) trennte sich bald friedlich von Christian Seel, derweil Thomas Koch (rechts) 80 Züge lang einen Mini-Vorteil knetete. | Foto: Ralf Rache
René Stern (vorne) trennte sich bald friedlich von Christian Seel, derweil Thomas Koch (rechts) 80 Züge lang einen Mini-Vorteil knetete. | Foto: Ralf Rache

 

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