"Die haben ganz schön geschwitzt"
Die Münchner Schachvereine holten am Wochenende zwar nur einen von acht möglichen Punkten – trotzdem war Aufsteiger Münchener SC 1836 ebenso als Gastgeber zufrieden wie der FC Bayern München. Der MSC 1836 schlug sich gegen die beiden Spitzenteams achtbar, und die Bayern knöpften der SG Solingen sogar den ersten Punkt ab beim 4:4. Beim 2,5:5,5 gegen Tabellenführer SC Viernheim (8:0 Punkte) waren die Bayern aber genauso chancenlos wie der Hausherr, der am Sonntag mit 2:6 den Kürzeren zog. Der MSC 1836 liegt nun mit 2:6 Zählern auf Rang elf. Die Bayern (5:3) finden sich auf Position sieben.
Bayerns Spitzenspieler Jaime Santos Latasa, 3. von links: Unglücksrabe Sebastian Bogner, der beim 4:4 gegen die SG Solingen eine unnötige Null kassierte. | Foto via FC Bayern
Das Ziel von Vereinsboss Michael Reiß, „am Wochenende keine Klatsche“ zu erhalten, hielt der MSC 1836 am Samstag ein, weil im Duell der Weltklasse-Großmeister der Iraner Parham Maghsoodloo den Inder Pentala Harikrishna am Spitzenbrett besiegte. Beim 2,5:5,5 gegen die Solinger remisierten aber sonst nur noch Sasa Martinovic, Maximilian Berchtenbreiter und Nikola Radovanovic mit Erwin L’Ami, Borki Predojevic beziehungsweise Alexander Naumann. Für die Klingenstädter siegten Jorden van Foreest, Loek van Wely, Florian Handke und Jonas Roseneck.
Maghsoodloo hielt auch beim 2:6 gegen Viernheim gut mit und war von Top-Ten-Ass Schachrijar Mamedjarow (Aserbaidschan) nicht zu bezwingen. „Zwischenzeitlich sah es für uns ganz gut aus, aber dann setzte sich die Viernheimer Klasse doch durch. Mit den zwei Niederlagen können wir leben“, haderte Reiß nicht allzu lange damit, dass nur noch Aleksandar Indjic, Radovanovic und Andreas Ciolek die Friedenspfeife rauchen konnten. Reiß freute sich auch darüber, dass „die Location und die Verköstigung von allen Teilnehmern gelobt wurde“, sprich die ersten Bundesliga-Heimspiele des MSC 1836 nach einem Vierteljahrhundert die Feuertaufe bestanden.
Ein dickes Lob hatte der MSC-Vereinschef auch für den Lokalrivalen parat: „Wie stark die Bayern sind, sah man gegen Solingen! Die haben ganz schön geschwitzt“, befand er mit Blick auf den Tabellenfünften. „Ja, das stimmt. Wir waren viel näher am Sieg dran als die Solinger“, nahm Bayern-Abteilungsleiter Jörg Wengler den Ball auf und den Unglücksraben in seinem Team in Schutz: Sebastian Bogner vergeigte den Sieg und verlor sogar noch gegen den Niederländer Erwin L’Ami.
„Das kann passieren. Als er noch ein Remis hätte machen können, war noch nicht klar, dass das reichen würde“, meinte Wengler und lobte den „Kampfgeist“ seiner Nummer drei am Sonntag. „Das ist doch schön, auch wenn er im 40. Zug danebengriff.“ So genügte die schnelle Führung durch Makan Rafiee über Roseneck am achten Brett nicht ganz. Sechs Unentschieden bescherten dem FCB aber immerhin ein 4:4. „Damit sind wir zufrieden“, betonte Wengler und befand, das Duell mit dem Tabellenführer sei auch kein „Desaster“ gewesen.
Beim 2,5:5,5 gegen Viernheim sorgte der Schweizer Oliver Kurmann für den Bayern-Ehrenpunkt gegen den ehemaligen Jugend-Weltmeister Arik Braun. Mamedjarow (gegen Jaime Santos Latasa), David Anton Guijarro (gegen Bogner), Bassem Amin (gegen Alvar Alonso Rosell) und Thal Abergel (gegen Rafiee) setzten sich für den Spitzenreiter durch. Michael Fedorovsky remisierte mit dem deutschen Großmeister Dennis Wagner.
Zudem ließen Juri Kryvoruchko und Sergej Fedorchuk jeweils halbe Punkte liegen gegen die Bayern Miguel Santos Ruiz und Nicolas Georgiadis. Die beiden Ukrainer in Diensten der Viernheimer konnten so neben den drei Punkteteilungen nur gegen den MSC 1836 einen Sieg durch Fedorchuk über Maximilian Berchtenbreiter feiern. Aber momentan gibt es für die beiden Schach-Profis in ihrer Heimat Wichtigeres als zu viele Friedensschlüsse auf dem kleinen Holzbrett …