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"Freue mich über das große Interesse" - Lars Thiede (SF Berlin) zur zentralen Endrunde

Aus der Idee, den Saisonabschluss zu einer großen Schachbegegnung zu machen und im Kreise aller Beteiligten den Meister zu küren, entstand vor einigen Jahren die „zentrale Runde“. Die Schachfreunde Berlin mit ihren rund 130 Mitgliedern organisieren diese Runde nun schon zum vierten Mal in der Hauptstadt. IM Lars Thiede ist Kapitän der Berliner Bundesligamannschaft, Vorstandsmitglied des Vereins und einer der Organisatoren. Wir haben mit Thiede über das bevorstehende Ereignis (14. bis 17. Oktober) und über die Perspektive seiner Mannschaft gesprochen.

Lars, eigentlich soll die zentrale Runde Festivalcharakter haben, möglichst viele Rahmenveranstaltungen einbinden, möglichst viele Besucher anziehen. 

So sehe ich das auch. Ein Fest soll sie sein und eine Gelegenheit zur Begegnung für die ganze Schachcommunity, nicht nur für die Bundesliga. Darum haben wir in den vergangenen Jahren die Frauen-Bundesliga eingebunden, die Bundesvereinskonferenz, Hochschul- und Betriebsschachmeisterschaft. Unsere Sponsoren UKA, d-fine und Grenke helfen, vieles möglich zu machen, auch der DSB ist mit im Boot. Aber diesmal ist vieles anders.

Lars Thiede (links) und Jörg Schulz von den Schachfreunden Berlin. | Foto: Maria Emelianova
Lars Thiede (links) und Jörg Schulz von den Schachfreunden Berlin. | Foto: Maria Emelianova

Immerhin, es gibt trotz Pandemie eine zentrale Runde, sieben zentrale Runden sogar.

Das ist die gute Nachricht. Leider mussten wir das Programm im Vergleich zu den Vorjahren einstampfen. Diesmal geht es vor allem darum, eine von der Pandemie verkorkste Saison zu beenden. Wir haben ja kaum mehr als die Hälfte der 2019 begonnenen Serie gespielt, 8 von 15 Runden. Die Vereine haben gemeinsam beschlossen, dass wir unter diesen besonderen Umständen den Rest am besten zusammen an einem Ort spielen, anstatt die fehlenden sieben Runden auf mehrere Termine zu verteilen. Jetzt haben wir ein Hygienekonzept, einen Ort, das müsste funktionieren. 

Eine Absage droht nicht mehr?

Es müsste wirklich mit dem Teufel zugehen, sollte uns die Pandemie noch dazwischenfunken. Das Hotel hat überdies eine sehr gute Raumlüftung. Im Spielsaal wird neun Mal pro Stunde die komplette Luft ausgetauscht, das kommt uns entgegen. Nach derzeitiger Lage dürften sogar bis zu 1.000 Leute in diesem Saal sein.

Zuschauer werden zugelassen sein.

Ja, inklusive der Teilnehmer der Rahmenveranstaltungen. Nach Möglichkeit wollen wir niemanden ausschließen. Für Leute, die nur als Zuschauer kommen, sind jetzt online Tickets erhältlich. Aber für Zuschauer behalten wir uns tatsächlich kurzfristige Änderungen vor, bevor feststeht, wie wir es genau handhaben. Wir werden darauf achten müssen, dass es nicht zu voll wird – und dass es sich im Saal verteilt. Es können nicht alle Zuschauer gleichzeitig am Brett von Anand oder Keymer eine Traube bilden. 

Wer lieber online zuschauen möchte, wird das auch können.

Die Partien werden wie gewohnt auf dem Liveportal der Bundesliga zu sehen sein, den einen oder anderen Stream wird es auch geben. Georgios „Big Greek“ Souleidis wird in Berlin direkt am Geschehen sein, Partien kommentieren, Gäste interviewen und so weiter. Robert Rabiega wird wahrscheinlich auch kommentieren. Ob für chess24 oder für Zuschauer vor Ort oder beides, das ist noch offen. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, für die Zuschauer vor Ort Livekommentar anzubieten, allein schon, um das Publikum ein wenig über die Räume zu verteilen. Vielleicht kommen online noch andere Kommentatoren und Kanäle dazu, einiges entwickelt sich gerade. Warten wir es ab. Ich freue mich jedenfalls über das große Interesse.

Wie lief eure Saison bislang?

Wir hatten ein ganz wichtiges Wochenende, an dem wir gegen Bayern München und Augsburg drei Punkte geholt haben, zwei andere Mannschaften aus der unteren Hälfte der Liga. Diese Punkte waren, auch angesichts unserer Niederlagen gegen die Top-Teams, sehr wichtig für uns. Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen wir mit 6:8 Punkten im Soll, insofern bin ich zwar nicht euphorisch, aber zufrieden.

Wie habt ihr die Mannschaft mit all den Legionären während der langen Pause zusammengehalten?

Bei uns ist die erste Mannschaft Teil des Vereins, kein separater Zusammenschluss. Rainer Polzin und mich zum Beispiel triffst du regelmäßig beim Vereinsabend. Wir binden auch unsere Spieler, die weit entfernt leben, so weit wie möglich ein. Untereinander standen wir während der Corona-Pause eigentlich durchgehend in Kontakt, der Draht drohte nie abzureißen. Mannschaftskämpfe gab es zwar nicht, aber unsere Jungs haben erfolgreich Turniere gespielt, das haben wir aus dem Verein gespannt verfolgt. Kacper Piorun zum Beispiel ist jetzt beim World Cup sehr weit gekommen.

Hat sich das Gesicht der Mannschaft in den Corona-Monaten verändert?

Kaum. Wir werden noch drei Leute aus der zweiten Mannschaft nachmelden, um notfalls Alternativen zu haben. Aber im Prinzip spielen wir mit dem Kader, mit dem wir 2019 in die Saison gegangen sind.

Bundesliga in Dresden: Berlin gegen Augsburg, für beide Mannschaften ein wichtiger Kampf um Punkte gegen den Abstieg. | Foto: SF Berlin
Bundesliga in Dresden: Berlin gegen Augsburg, für beide Mannschaften ein wichtiger Kampf um Punkte gegen den Abstieg. | Foto: SF Berlin

 
 

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