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"Überglücklich war ich über meinen Sieg gegen Alexei Shirov"

Rasmus Svane spielt in der Schachbundesliga für den Hamburger SK. In der letzten Saison erzielte er seine letzte GM-Norm und wird bald zum Großmeister ernannt. Wir sprachen mit ihm über diesen Erfolg, sein Abschneiden bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Indien und über eine mögliche Profikarriere.

SBL: Herr Svane, sie kommen frisch aus Indien zurück von der Junioren-WM, wo Sie einen guten neunten Platz belegten. Sind Sie zufrieden mit ihrem Abschneiden?

Svane: Nein, wirklich zufrieden bin ich mit meinem Abschneiden nicht. Natürlich bin ich sehr froh über meine Siege in den letzten beiden Runden, somit habe ich noch einen ordentlichen Platz belegt.

SBL: Sie spielten lange vorne mit. Haben Sie sich Hoffnungen auf eine Medaille gemacht und wo war evtl. ein Knackpunkt, bzw. was hat gefehlt?

Svane: Ja, vor und vor allem während des Turniers habe ich auf eine Medaille gehofft. Ich habe das ganze Turnier über vorne mitgespielt und lag mit 6 aus 9 gut im Rennen um die Medaillenplätze. Sehr ärgerlich verliefen die Runden zehn und elf für mich. Erst verdarb ich einen sehr großen technischen Vorteil in Runde zehn zum Remis. Dann stand ich in Runde elf klar auf Gewinn, vergab in Zeitnot aber einen Großteil meines Vorteils wieder und stellte im 40. Zug noch den ganzen Punkt ein. Mit einem Sieg hätte ich in der zwölften Runde am ersten Brett mit Weiß gegen den Führenden Jeffery Xiong gespielt.

SBL: Schildern sie uns bitte ihre Eindrücke vor Ort. Wie war das Turnier organisiert? Haben sie Besichtigungen durchgeführt? Wie war das Essen?

Svane: Die Organisation fand ich insgesamt gut. Die Hotelzimmer waren sehr komfortabel, gut klimatisiert und mückenfrei, was in einem Malariagebiet nicht unwichtig ist. Wir hatten Vollverpflegung im Hotel, wo es zu allen Mahlzeiten ein Buffet gab. Das Essen war recht lecker und nicht allzu scharf, für zwei Wochen war es aber vielleicht ein bisschen zu wenig abwechslungsreich. Der Spielsaal in der Universität von Bhubaneswar gefiel mir sehr gut, lag aber 20 Minuten mit dem Bus vom Hotel entfernt. So konnten wir aber den chaotischen Straßenverkehr in Indien kennenlernen. Mit dem freien Tag hatten wir leider Pech. Am Tag der siebten Runde wurde bekannt gegeben, dass der Ruhetag erst nach der achten Runde stattfinden könne. Am neuen freien Tag gab es nämlich einen Streik, der den ganzen Tag über den Verkehr lahmlegte. Somit konnten wir den Ausflug erst am Abend beginnen und hatten nur noch Zeit zum 60 Kilometer entfernten Strand zu fahren und einen regionalen Souvenirshop zu besuchen.

Rasmus Svane im Einsatz für den Hamburger SK | Foto: Georgios Souleidis
Rasmus Svane im Einsatz für den Hamburger SK | Foto: Georgios Souleidis

SBL: Vor einigen Monaten haben Sie die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Stimmt es, dass Sie jetzt eine Profikarriere als Schachsportler anstreben?

Svane: Darüber bin ich mir noch nicht ganz sicher. In nächster Zeit möchte ich denke ich erst einmal ausprobieren, wie mir das Leben als Schachprofi gefällt und versuchen mich schachlich weiter zu verbessern.

SBL: Was reizt sie an Schach?

Svane: An einer Profikarriere reizt mich vor allem die Aussicht darauf von dem leben zu können, was ich am allermeisten liebe. Hinzu kommt die persönliche Freiheit und die Möglichkeit, die Welt zu bereisen. Nicht zu unterschätzen aber auch, dass man spät aufstehen kann :). Das Problem besteht natürlich darin, in einem wohlhabenden Land wie Deutschland damit genug Geld zu verdienen.

SBL: Wie viel trainieren Sie und wie sehen die Inhalte aus? Haben sie Trainingspartner bzw. Trainer?

Svane: Derzeit habe ich keinen Trainer oder Trainingspartner, sondern trainiere vorwiegend alleine. Ich verfolge das aktuelle Schachgeschehen, arbeite an meinen Eröffnungen und löse Aufgaben zu vielen verschiedenen Themen. Außerdem lese ich relativ viele Schachbücher. Ich trainiere je nach Motivation unterschiedlich viel und intensiv, normalerweise verwende ich aber sehr viel Zeit auf Schach. Nach Turnieren lege ich häufig eine kleine Pause ein.

SBL: Welche Turniere planen sie in nächster Zeit?

Svane: Mein nächstes Turnier wird Anfang Oktober das sehr starke Open auf der Isle of Man mit den Topgesetzten Caruana, Nakamura und So sein. Sonst habe ich bis jetzt erst die Teilnahme am European Club Cup für meinen dänischen Verein Skanderborg und die Bundesliga fest eingeplant.

SBL: Stimmt es, dass sie private Sponsoren haben?

Svane: Nein, leider nicht.

SBL: Halten Sie sich körperlich fit oder ist Schach ihr einziger Sport?

Svane: Ehrlich gesagt mache ich zur Zeit dahingehend nicht viel. In Indien hat mir gegen Ende des Turniers vielleicht deswegen auch etwas die Kondition gefehlt, was mich einige halbe Punkte gekostet hat. Sport ist wohl nicht grundlos ein wichtiger Bestandteil des Trainings der Topleute, allen voran natürlich Magnus Carlsen.

SBL: In der letzten Saison erzielten sie ihre letzte GM-Norm in der SBL und werden bei der nächsten FIDE-Vollversammlung zum GM ernannt. Herzlichen Glückwunsch dazu. Wie verlief der Weg dahin in der letzten Saison und welche war Ihre schönste Partie? Oder gab es eine Partie, die aus einem anderen Grund herausragte?

Svane: Vielen Dank. Auf meinem Weg zu meiner dritten GM-Norm spielte ich sieben Mal Remis und gewann zwei Partien, die beide sehr wichtig für mich waren. Überglücklich war ich über meinen Sieg mit Schwarz gegen Alexei Shirov in der dritten Runde, der die Grundlage für die Norm legte, da ich danach schon eine sehr hohe Performance hatte. Ich spielte meine nächsten vier Partien Remis und gewann daraufhin meine achte Partie nach einem sehr langen Kampf gegen Franz Bräuer. Mit diesem Sieg stand meine Norm praktisch schon fest, da ich es mir erlauben konnte, meine neunte Partie zu verlieren, ich spielte aber noch einmal Remis.

Herr Svane, vielen Dank für das Gespräch.

Anbei können sie alle Partien von Rasmus Svane aus der letzten Saison nachspielen.

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