Gruppenbild mit Gegenspieler (11. Spieltag)
Vier Spieltage vor Schluss spitzt sich der Kampf gegen den Abstieg aus der Schachbundesliga zu. Während Lister Turm (Platz 16, 1:21 Punkte) nur rechnerisch noch nicht abgestiegen ist und die Münchner Akademie (Platz 15, 4:18 Punkte) bei vier Punkten Rückstand ganz schlechte Karten hat, ringen fünf Teams darum, nicht auf den beiden weiteren Abstiegsrängen zu landen.
Bevor sie gegen Viernheim ans Brett gingen, ließen sich die Ötigheimer von Temachef Marcus Wormuth mit dem Spitzenmann der Gegner ablichten. | Foto: Angelika Valkova
Oben gibt es nur einen Platz, der zählt, und es bedürfte erheblicher Überraschungen am Saisonende, sollte sich der mit drei Punkten Vorsprung führende SC Viernheim diesen Platz noch entreißen lassen. Das sieht auch Exweltmeister Viswanathan Anand so. Das 3:5 seiner Baden-Badener gegen Viernheim "war ein Schlag für uns, nicht das, auf das wir gehofft hatten", sagte Anand im Stream des SC Viernheim. Die Meisterschaft sei so gut wie gelaufen.
Neben dem SC Viernheim darf sich der SK Doppelbauer Turm Kiel als Gewinner zentralen Runden fühlen. Auch nichtschachliche Widrigkeiten, eine allergische Reaktion von Spitzenmann Ivan Cheparinov, hielten die Kieler nicht davon ab, aus drei Matches im Südhessischen fünf Punkte zu sammeln. Mit nun 10:12 Punkten auf Rang 9 der Tabelle sind die Nordlichter rechnerisch noch nicht am Ziel, aber angesichts ihres vergleichsweise einfachen Restprogramms so gut wie gerettet.
Auf Rang 10 beginnt die Abstiegszone, angeführt vom USV TU Dresden. Nach ihrer Niederlage gegen Kiel am Sonntag und angesichts der beiden anstehenden Matches gegen die Spitzenteams aus Deizisau und Viernheim werden die Sachsen die Saison mit zwei Nichtabstiegs-Vier-Punkte-Matches gegen Heimbach-Weis-Neuwied und den SC Remagen-Sinzig beenden.
Diese beiden wehren sich hartnäckig gegen den Abstieg, beide punkteten am elften Spieltag doppelt. Das Remagener 5:3 über Mülheim hält die Nichtabstiegsperspektive der Remagener intakt, während die Mülheimer nur ein Punkt von den Abstiegsrängen trennt.
Der Hamburger SK hat gar am 10. und 11. Spieltag doppelt gepunktet, die ersten beiden Saisonsiege, die zwar nicht genug waren, um die Abstiegsränge zu verlassen, aber zu Optimismus Anlass geben, dass sich diese verkorkste Saison retten lässt.
Anand hin, Anand her, meistumlagerter Spieler des 11. Spieltags war einmal mehr Hikaru Nakamura. Vor der WM-Kandidatenpartie gegen Nijat Abasov musste Nakamura feststellen, dass sich sogar hinter der Absperrung Menschentrauben um ihn bilden. Die Ötigheimer wollten sich von Teamchef Marcus Wormuth erst mit dem Superstar des Sports ablichten lassen, bevor sie sich an die Bretter begaben.
Am ersten Brett folgte eine "seltsame Partie", wie Nakamura hinterher im Stream ausführte, nachdem er wie am Vortag gegen Anand eine der längsten Partien des Tages gespielt hatte. Dem US-Großmeister war die Vorbereitung am Abend zuvor schiefgegangen. Nach seiner Erinnerung war er einem Eröffnungskurs von Max Warmerdam (der wenige Meter entfernt für Solingen spielte) gefolgt - und stand nach zwölf Zügen platt.
Aber Nakamura verteidigte sich hartnäckig, fand Gegenchancen, und wahrscheinlich wäre Abasov gut beraten gewesen, das angebotene Remis anzunehmen. Stattdessen stellte sich das Szenario ein, das Nakamuras Mannschaftskamerad Bassem Amin als ganz typisches beschreibt: "Du stehst auf Gewinn, verschenkst einen Teil deines Vorteils, solltest wenigstens das Remis nehmen, aber ärgerst dich so, dass du weiterspielst, und am Ende verlierst du sogar."