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Wie im Fußball: Paris zahlt mehr als der FC Bayern

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen atmet auf. Endlich wieder ein Turnier, bei dem nicht Hans Niemann als Gegner lauert. Und so wird beim Europacup das Thema „Betrug“ nur am Rande eine Rolle spielen. Auch der Weltranglistenerste, der durch die noch nicht bewiesenen Betrugsvorwürfe gegenüber Niemann und die kampflose Preisgabe seines WM-Titels für einiges Aufsehen sorgte, dürfte im Zillertal kaum die Schlagzeilen bestimmen. Sein norwegisches Team Offerspill Chess Club hat keine Chance, vom 3. bis 9. Oktober den 37. Vereins-Europacup in Mayrhofen zu gewinnen. Stattdessen gilt Viswanathan Anand, Carlsens Vorgänger als Weltmeister, mit seiner Mannschaft als erster Sieganwärter. Der Inder, der unlängst beim Schach-Weltverband FIDE zum Vizepräsidenten gewählt wurde, tritt aber nicht etwa für den deutschen Serienmeister OSG Baden-Baden an, sondern für den rumänischen Favoriten CSU ASE Superbet.

Großmeister Niclas Huschenbeth will beim Europacup im Zillertal mit seinen Münchner Kameraden „die Großen ärgern“. | Foto: Wolfgang Galow

Die Kurstädter, bei denen Anand im Bundesliga-Kader steht, verzichten einmal mehr auf die Teilnahme am European Chess Club Cup. In Top-Aufstellung wäre ansonsten der Deutsche Meister Baden-Baden an Position eins gesetzt. So trägt Vizemeister SC Viernheim die deutschen Hoffnungen bei dem Wettbewerb, mit dem der Österreichische Schachverband 2020 sein 100-jähriges Bestehen feiern wollte, was jedoch Corona durchkreuzte. Mit dem Weltklassemann Shakhriyar Mamedyarov am ersten Brett und einer Riege gestandener Großmeister dahinter können sich die Südhessen Hoffnung machen, am Ende auf dem Treppchen zu stehen.

Zwei Münchner Topzugänge aus dem Iran

Neben den auf Platz sechs gesetzten Viernheimern gehört auch die Schach-Abteilung des FC Bayern München zu den 70 Vereinen, die in der offenen Klasse im Zillertal ans Brett gehen. Nur 17 Teams sind es bei den Damen. Russische und weißrussische Klubs sind ausgeschlossen. Spieler der beiden Länder dürfen aber unter neutraler Flagge für andere Vereine antreten, haben die Europäische Schachunion und die FIDE beschlossen.

Bayern-Neuzugang Amin Tabatabei beim World Cup. | Foto: Eric Rosen/FIDE
Bayern-Neuzugang Amin Tabatabei beim World Cup. | Foto: Eric Rosen/FIDE

Die Bayern rechnen sich keine großen Chancen auf einen Spitzenplatz aus. „Wir freuen uns, dass wir überhaupt dabei sind“, bekennt Großmeister Niclas Huschenbeth und erinnert sich, „ich habe selbst nur einmal 2007 mit dem Hamburger SK mitgespielt.“ Ganz ohne Ambitionen sieht die Nummer zwei des FCB sein Team mit acht Spielern nicht. Die an Position zwölf gesetzten Münchner wollen laut Huschenbeth dort weitermachen, „wo das Team zuletzt in der Bundesliga aufgehört hat, nämlich die Großen zu ärgern!“

Amin Tabatabaei führt den FCB in Mayrhofen an. Der Iraner ist eine der zwei Top-Neuzugänge, die den Ex-Meister in der Bundesliga weiter nach vorne führen sollen. Vor allem der Landsmann von Tabatabaei, Parham Maghsoodloo, könnte im deutschen Oberhaus ab 22. Oktober am Spitzenbrett für Furore sorgen. Im Zillertal bieten die Bayern den 22-Jährigen nicht auf. Schlichter Grund: Der Profi tritt für Clichy-Echecs-92 an. Das liegt nicht allein an den besseren Titelchancen der an Position fünf gesetzten Equipe: Wie im Fußball PSG werden die Pariser deutlich mehr zahlen als die Bayern …

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