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Da ist das Ding! (15. Spieltag)

Es war eine kuriose Saison, die kürzeste der Bundesligageschichte, die erste, die in einem Fußballstadion endete. Da passt es ins Bild, dass der letzte Spieltag mit einer Kuriosität begann und mit einer endete.

Die Uhr zeigte 10, da begannen Sergey Fedorchuk (Viernheim) und Andreas Heimann (Deizisau) ihre Partie. Sofort trat Turnierdirektor Gregor Johann heran - und pfiff die beiden Großmeister zurück. Gespielt werden darf erst, wenn mindestens vier Spieler einer Mannschaft anwesend sind. Die Viernheimer, zwei Minuten verspätet, waren aber erst zu dritt, als die beiden 2600er am sechsten Brett losgespielt hatten. Johann ließ die beiden noch einmal beginnen.

Der letzte Handschlag der Saison 2022: Stepan Zilka (links) und Arik Braun. | Alle Fotos: Paul-Meyer Dunker/Schachbund
Der letzte Handschlag der Saison 2022: Stepan Zilka (links) und Arik Braun. | Alle Fotos: Paul-Meyer Dunker/Schachbund

Die Uhr zeigte 16.30, da spielten ein Brett weiter Arik Braun (Viernheim) und Stepan Zilka (Deizisau) immer noch. Baden-Baden stand längst als Meister fest, alle Beteiligten sehnten die Siegerehrung herbei - nur diese beiden hatten sich beim Stand von 3,5:3,5 in ein Endspiel verbissen, das Zilka mit aller Macht gewinnen wollte, so sehr, dass er am Ende aufpassen musste, mit seinem Springer gegen drei Bauern nicht zu verlieren. Die Seeschlange und mutmaßlich (?) längste Partie der Saison endete nach 156 Zügen mit einem Patt.

Deutscher Meister 2022: Die OSG Baden-Baden beendete die Spielzeit mit 30:0 Punkten.

Baden-Baden ist Meister, zum 15. Mal in 16 Spielzeiten. Trotzdem war es wie in der Vorsaison überaus knapp und auch ein wenig glücklich. Wie sehr der SC Viernheim dem alten und neuen Titelträger im Lauf der Saison 2022 zugesetzt hat, lässt sich an den Brettpunkten ablesen: Viernheim liegt mit 83:80 vorne.

Aber eben nach Mannschaftspunkten hinten, nachdem Baden-Baden das direkte Duell am Samstag gewonnen hatte. Die vage Hoffnung, Solingen könne am Sonntag gegen Baden-Baden ein Coup gelingen, erlosch recht bald. 5,5:2,5 siegte die von Fabiano Caruana angeführte Großmeisterriege aus Baden-Baden, die eigens für die entscheidenden Kämfpe am Samstag und Sonntag Maxime Vachier-Lagrave eingeflogen hatte. Und auch der Einsatz der gerade erst beim Kandidatenturnier kämpfenden Caruana und Richard Rapport war nicht selbstverständlich. Er habe Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die beiden gleich wieder an die Bretter zu bekommen, deutete OSG-Chef Patrick Bittner an.

Matchwinner war gleichwohl ein anderer. Francisco Vallejo Pons hatte am Samstag mit dem Gewinn eines theoretisch nicht zu gewinnenden Turmendspiels den kritischen Kampf gegen Viernheim umgebogen. Tags darauf sollte der Spanier derjenige sein, der gegen Solingens Max Warmerdam den entscheidenden Punkt zum Sieg einfuhr.

"Toller Kampfgeist", schwärmte Bittner, der mit Begeisterung verfolgt hatte, wie sich seine Großmeister am Vortag in kritischer Lage gegen Viernheim reingebissen hatten und tags darauf gegen Solingen nichts anbrennen ließen. In dieser Saison sei es noch einmal knapper gewesen als in der vergangenen, stellte Bittner fest. "Wir lagen nach Brettpunkten hinten, das kannten wir noch nicht." Viernheim habe im Lauf der Serie enormen Druck ausgeübt.

Obwohl es nur für Baden-Baden und Viernheim noch um etwas ging, verabschiedeten sich die Bundesligaspieler kämpferisch in die Sommerpause. Die Düsseldorfer etwa, obwohl am Vortag abgestiegen, schlugen Dresden - und hegen nun die vage Hoffnung, dass sich zur kommenden Saison eine Mannschaft aus der Bundesliga zurückzieht. Dann bliebe Düsseldorf drin. Anzeichen für einen Rückzug gibt es gleichwohl nicht.

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Sergey Fedorchuk, fotografiert von Udo Hasenberg (Werder Bremen).

Und was mochten die Mannen von König Tegel gefrühstückt haben? Die ebenfalls als Absteiger feststehenden Berliner waren gegen Gastgeber Werder Bremen drauf und dran, am letzten Spieltag ihren ersten Saisonsieg einzufahren. Mit Müh und Not retteten die Bremer ein 4:4.

Nicht nur die Baden-Badener zogen mit dem Meisterpokal als Auszeichnungn von dannen. Auch Bremens Schach-Chef Oliver Höpfner wurde ausgezeichnet. Für die mehr oder weniger aus dem Boden gestampfte und doch reibungslos abgelaufene GRENKE-Endrunde im Weserstadion verlieh ihm Bundesliga-Präsident Markus Schäfer eine Ehrenurkunde der Schachbundesliga.

Impressionen vom letzten Spieltag, eingefangen von Paul Meyer-Dunker vom Schachbund:

Marco Bode (l.) schaute zu, fachsimpelte und ließ sich auf Schachdeutschland TV von Christian Polster interviewen.
Marco Bode (l.) schaute zu, fachsimpelte und ließ sich auf Schachdeutschland TV von Christian Polster interviewen.
Stopp: Gregor Johann lässt die Schachfreunde Heimann und Fedorchuk neu anfangen. Die beiden hatten zu früh losgespielt.
Stopp: Gregor Johann lässt die Schachfreunde Heimann und Fedorchuk neu anfangen. Die beiden hatten zu früh losgespielt.
Co-Organisator Michael S. Langer und Ilja Zaragatski auf Sendung bei Schachdeutschland TV.
Co-Organisator Michael S. Langer (links) und der moderierende Großmeister Ilja Zaragatski auf Sendung bei Schachdeutschland TV.
Wer die attraktivsten Partien der GRENKE-Endrunde sucht, kommt an denen von Hans Moke Niemann nicht vorbei.
Wer die attraktivsten Partien der GRENKE-Endrunde sucht, kommt an denen von Hans Moke Niemann nicht vorbei.
Die Beinkleider des Viernheimer Kapitäns Stefan Martin sind stets ein Blickfang. Das originellste Modell hatte er sich für den letzten Spieltag aufgespart.
Die Beinkleider des Viernheimer Kapitäns Stefan Martin sind stets ein Blickfang. Das originellste Modell hatte er sich für den letzten Spieltag aufgespart.
Inmitten der leuchtend roten Bayern-Riege: Pavel Teclaf (Doppelbauer Turm Kiel).
Inmitten der leuchtend roten Bayern-Riege: Pavel Teclaf (Doppelbauer Turm Kiel).
Gute Gastgeber: Die Bundesligamannschaft von Werder Bremen.
Gute Gastgeber: Die Bundesligamannschaft von Werder Bremen. Auf Wiedersehen 2023?

 

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